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Take back control

EINUNDVIERZIG M-I-L-L-I-O-N-E-N

Von so vielen Aufrufen eines Videos können ambitionierte YouTuber und Instagrammer nur träumen.

Hinter dieser beeindruckenden Zahl steht kein virales Katzenvideo oder ein neuer Clip von Kim Kardashian, der erst gar nicht den Anschein erwecken will, die Umwelt mit substanziellen Inhalten belästigen zu wollen. Das Video mit den 41 Millionen Aufrufen zeigt einen Mann, der an einem Stehpult steht und eine Rede hält. Fünfzehn Minuten lang. Diese Rede hat es in sich.

Sie ist wunderbar berührend.

Sie regt zum Nachdenken an.

Sie ist zutiefst persönlich.

Gemeint ist die Rede von Steve Jobs zu Ehren der Stanford-Absolventen im Jahr 2005.

Die Rede des Apple-Gründers ist legendär, weil der Mann, der als einer der besten Redner der Wirtschaftswelt galt, noch nie zuvor einen so tiefen und persönlichen Einblick in sein Denken gegeben hatte. Seine Stanford-Rede ist ein Manifest, das so ziemlich alles enthält, was man über das Leben wissen muss.

Was die Rede für mich so besonders macht, ist diese Passage:


„Your time is limited, so don’t waste it living someone else’s life.
Don’t be trapped by dogma – which is living with the results of other people’s thinking.
Don’t let the noise of other’s opinions drown out your own inner voice.
And most important, have the courage to follow your heart and intuition.
They somehow already know what you truly want to become.
Everything else is secondary.”

 

Eine der bedeutsamsten Lektionen des Lebens: Konzentriere dich aufs Wesentliche – auf dein Leben und auf das, was du bist, und nicht auf das, was andere von dir wollen.

„Du sollst der werden, der du bist“, hat Friedrich Nietzsche als Lebensziel formuliert. Bei Jobs heißt es „Folge deinem Herzen und deiner Intuition. Sie wissen bereits, was du wirklich werden willst.“

Das Leben als Abziehbild fremder Erwartungen

Was dem Gehör für die innere Stimme und dem Gespür für den eigenen Weg am allermeisten im Weg steht, ist der innere Antreiber namens „Mach’s den anderen recht“. Viele Menschen bewegen sich in dem Dilemma, dass sie sich die Erwartungen ihres Umfeldes reflexhaft zu eigen machen.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich argumentiere hier nicht, dass die Erwartungen anderer dir vollkommen egal sein sollten. Zeitgenossen, die Worte wie „Benehmen“ oder „Rücksicht“ erst im Duden nachschlagen müssen, weil sie glauben, dass diese einer alten, ausgestorbenen Sprache angehören, missverstehen die Sache mit dem Erwartungsmanagement.

Mir geht es um einen anderen Punkt: Das Problem beginnt, wenn du dich den Erwartungen anderer reflexhaft unterwirfst. Bisweilen sogar bevor diese überhaupt ausgesprochen werden.

Die dahinterliegende „Logik“ ist so simpel wie fatal: Menschen, die die Erwartungen anderer derart verinnerlichen, dass sie sie für ihre eigene halten, tun das in der Hoffnung, Konflikte zu vermeiden und besser durchs Leben zu kommen. Das Motto: Du wirst nur dann geliebt, wenn du anderen gefällst.

Dafür ist ein Preis fällig. Das eigene Leben wird zum Abziehbild fremder Erwartungen. Beispiele finden sich im Alltag zuhauf. In meinem Bekanntenkreis gibt es Frauen, die die Rolle der Pflegekraft von alten Verwandten übernommen haben. Das hat an sich noch nichts mit Erwartungen zu tun, sondern mit einer Selbstverpflichtung. Wenn allerdings das eigene Leben komplett zurückgestellt, externe Hilfe abgelehnt und Raubbau an der eigenen Gesundheit betrieben wird, weil die handelnde Person der Überzeugung ist, dass es das ist, was man von ihr erwartet, wird es hochgradig problematisch. Oder Führungskräfte, die glauben, dass sie es nur dann allen recht machen, wenn sie rund um die Uhr bis zur Selbstausbeutung im Einsatz sind. Und dann kommt ein Corporate Merger und man hat plötzlich ein „Restrukturierungs- und Freistellungsthema“. Tja, Pech gehabt. Oder Menschen im familiären Kontext, die um jeden Preis versuchen, alle um sich herum zufrieden zu stellen. Sie kümmern sich zuallererst um fremde Bedürfnisse, auch wenn sie diese gar nicht wirklich kennen oder geben Hilfe auch dort, wo sie gar nicht gebraucht oder gewollt wird.

Wer sich reflexhaft die realen oder auch fiktiven Erwartungen des Umfelds zu eigen macht oder dem, was er oder sie glaubt, was andere erwarten, gibt die Gestaltungshoheit für sein Leben ab. Du gibst anderen Macht über dich und öffnest dich so für alle möglichen Facetten der Fremdsteuerung. Du tauscht den Fahrersitz des Lebens gegen den des Beifahrers.

Es tut gut, sich immer mal wieder daran zu erinnern: Selbstverständlich kann mein Umfeld Erwartungen an mich formulieren – implizit und explizit. Aber ich entscheide, wie ich handle.

Klare Grenzen

Deshalb ist es so wichtig, das zu tun, was Steve Jobs in seiner Rede den Stanford-Absolventen empfiehlt: Take back control!

Wir sind nicht auf der Welt, um nach den Erwartungen anderer zu leben. Nichts wird dein inneres Wissen mehr außer Kraft setzen, als den Forderungen und Autoritäten anderer Menschen reflexhaft zu folgen.

Klare Grenzen zu ziehen, darin liegt die Antwort. Sich bewusst abzugrenzen ist in so vielen Bereichen unseres Lebens unerlässlich. Lerne, Nein zu sagen. Überprüfe dich selbst, bevor du zu irgendetwas Ja sagst. Und lerne dir selbst und deiner inneren Stimme zu vertrauen.

Um vor lauter Lebensroutine die innere Stimme überhaupt wahrzunehmen, braucht es Ruhe, einen wachen Geist und bewusstes Innehalten. Das sind die so wichtigen Momente für essentielle Fragen wie:

  • Ist dieser Weg noch richtig für mich?
  • Was will ich wirklich?

Antworten gibt es nicht im Wochenendseminar. Und für kein Geld der Welt.

Die Antworten trägst du in dir.