Motivation neu gedacht – Warum weniger mehr ist und was wir endlich weglassen sollten

Was motiviert dich wirklich?“

Diese Frage höre ich oft – von Leserinnen und Lesern, die wissen wollen, woher meine Ideen und Inspirationen kommen. Oder ich bekomme sie in Podcast-Interviews gestellt. Neulich hörte ich die Frage sogar an einem unerwarteten Ort: beim Friseur. Meine Friseurin legte kurz die Schere zur Seite, schaute mich im Spiegel an und sagte: „Ich habe dein neues Buch gelesen. Was motiviert dich eigentlich, die ganze Arbeit auf dich zu nehmen?“

Vielleicht erwarten die Fragenden eine Antwort, die von großen Zielen handelt. Vielleicht denken sie, ich schreibe Bücher, um auf Bestsellerlisten zu landen, in Talkshows eingeladen zu werden oder ein Lebensthema voranzubringen.

Doch meine Antwort ist viel einfacher: Ich tue, was ich tue, weil es mir Freude macht.

Punkt.

Es ist die Arbeit selbst, die mich motiviert.

Ich schreibe seit mehr als zwei Jahrzehnten Bücher, Blogbeiträge und Artikel – einfach, weil es mir Freude macht. Und so lange Menschen meine Texte gerne lesen, werde ich auch weitermachen.

Ich liebe es, Impulsvorträge auf Konferenzen oder in Unternehmen zu halten, denn das ist Energie pur. Mit anderen Worten: Es macht mir Spaß und ich baue darauf, dass es noch viele Jahre so bleibt.

So einfach kann es sein.

Meine These: Es ist am besten, wenn es genau das ist – einfach.

Realitätscheck

Daraus ergibt sich eine Erkenntnis, die eigentlich schon ein Sechsjähriger versteht: Menschen streben danach, ihre Interessen und Talente zu entfalten.

Dennoch ist es immer wieder erstaunlich, wie oft diese Erkenntnis ignoriert wird – vor allem in der Arbeitswelt. Dort hält sich hartnäckig die Überzeugung, dass Menschen etwas tun, weil sie dafür eine Belohnung erwarten – in Form von Geld, Karriere oder Anerkennung. Der Mitarbeitende als schwerfälliges Wesen, das ohne Belohnungskarotte antriebslos vor sich hin stoffwechselt.

Die Lösung? Dem Motivationstief wird mit Rezepten begegnet, die auf einfachsten Reiz-Reaktionsmustern beruhen.

  • Mehr Kreativität freisetzen? Dann belohnen wir die besten Ideen mit Geld- oder Sachpreisen!
  • Motivation aus der Reserve locken? Dann loben wir mehr!

Kurzum: Ideen, Engagement und Mitdenken als Tauschgeschäft, das der Mitarbeitende sonst nicht freiwillig hergibt.

Abschied vom Motivationstrainer

Motivation lässt sich – entgegen der nicht totzukriegenden Behauptung so mancher Motivations- oder Erfolgstrainer – nicht mit dem großen Löffel von außen verabreichen. Menschen lassen sich nicht motivieren! Sie brauchen nicht motiviert zu werden! Sie sind bereits motiviert!

Höchste Zeit also, sich darüber Gedanken zu machen: Wie können wir endlich damit aufhören, unsere Mitarbeitenden zu demotivieren? Aber wie geht das ganz praktisch?

Indem man Dinge weglässt oder nicht mehr tut.

Drei Ideen dazu:

1. Auf Beurteilungsgespräche verzichten

Feedback ist wichtig für die Motivation. Trotzdem bin ich kein Fan von Mitarbeitergesprächen. Warum? Weil sie oft leere Rituale sind, die nur stattfinden, weil der Kalender es vorschreibt – oder weil die Personalabteilung es so will. Außerdem sind diese Gespräche widersprüchlich. Einerseits geben sie Feedback, andererseits bewerten sie die Leistung. Feedback braucht aber Offenheit, vor allem, wenn es um Kritik geht. Höchste Zeit also, dieses Ritual grundlegend zu hinterfragen! Zum Beispiel so, wie es der Cirque du Soleil macht.

2. Einzelboni weglassen

Ein Erfolgsmaßstab, der nur auf der individuellen Ebene ansetzt, schafft keine Anreize für kooperatives Verhalten. Wer will, dass Menschen kooperieren, darf individuelle Leistung nicht explizit belohnen. Was das mit Superhühnern zu tun hat, liest du hier.

3. Abschied vom Fetisch der Fehlerfreiheit

Die Angst vor Fehlern hemmt die intrinsische Motivation. Gleichzeitig gilt aber auch: Misserfolge sind der Königsweg zum Fortschritt. Neues kann ohne Fehlschläge nicht entstehen. Theoretisch sind viele damit einverstanden, in der Praxis kommt das einer Revolution gleich. Das müssen wir also erst einmal lernen. Wie? Beispielsweise so.

Denk darüber nach! Was kannst du weglassen? Aufgeben. Streichen. Reduzieren. Beenden.

Dann klappt es auch mit der Motivation durch die Tätigkeit selbst – ganz ohne Motivations- Chichi.

 

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