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Erfolge feiern statt Meilensteinen nachhächeln

Höher, schneller, nächster Meilenstein … und dann?

Menschen feiern gern. Ostern, Weihnachten, Silvester, Halloween, Hochzeit, Baby-Party, Einschulungsfeier, Geburtstage, Sommerparties …

Anlässe gibt es genug, um wieder mal eine Feier zu organisieren. Und wer noch nach Ideen sucht, findet auf Instagram und Pinterest zahllose Vorschläge, wie man welche Party feiern könnte – und welche Bastelorgien dafür nötig sind. Social Media tauglich getaggt mit #partyvorbereitung #istdersektschonkaltgestellt  #vorbereitungenlaufen #ichfreumich

Die Frage, die wir uns stellen: Warum feiern wir eigentlich so selten Erfolge im geschäftlichen Kontext?

Glückwunsch und auf zum nächsten Meilenstein

Übertrieben?
Leider nein!

Die folgende Situation habe ich unzählige Male so oder so ähnlich bei Führungskräfteveranstaltungen erlebt, zu denen ich als Keynotespeaker eingeladen war: Die Ergebnisse des Geschäftsjahres werden vorgestellt. Der Chef, die Chefin unterstreicht mit allerlei Zahlen, handlich verpackt in Balkendiagramme, dass die vergangenen 12 Monate phänomenal erfolgreich waren:

„Das beste Ergebnis seit Unternehmensgründung … tolle Teamanstrengung, die vom Markt belohnt wurde … Gratulation an uns alle … und jetzt weiter zum nächsten Punkt auf der Agenda: unser Produktionsstandort in Polen …“

Ein kurzer Applaus und weiter gehts. Die gemeinsam erreichten Erfolge wirklich zu zelebrieren und zu würdigen – das verliert sich dann zwischen Tagesordnungspunkt 4.1 und 4.2.

Das ist nicht nur bedauerlich, sondern schlichtweg dumm, denn das Innehalten, Anerkennen und Feiern von Erfolgen ist eine große Chance, die auf dem Weg gelernten Lektionen zu reflektieren und gleichzeitig die zwischenmenschlichen Beziehungen zu stärken. Damit sind keine alkoholgetränkten Partys gemeint, bei der selbst die introvertiertesten Kollegen, auch „Drinnies“ genannt, sich mithilfe einiger Drinks in XXL-Feierbiester ohne Stoppknopf verwandeln.

Es geht mir um kleine Pausen, die eingelegt werden, um das Erreichte zu würdigen und die Freude an der Reise zum gegenwärtigen Erfolg zu zelebrieren. Ohne diese Pausen lässt sich das, was vorher und nachher geschieht, nicht wirklich verstehen.

Die Sache mit der S-Kurve

Jede Initiative, jedes anspruchsvolle Projekt oder jede Wachstumsreise, ob privat oder beruflich, folgt in ihrem Auf und Ab der Form einer liegenden S-Kurve. Der Startpunkt ist an der Basis der S-Kurve.

Der Anfang ist oft herausfordernd. Deshalb ist es so wichtig, kleine erreichbare Zwischenziele zu definieren, deren Erreichung signalisiert, dass trotz aller Anfangsschwierigkeiten die Dynamik der Entwicklung in die richtige Richtung geht.

Mit zunehmender Erfahrung kommt Schwung in die Sache. Die Entwicklung gleicht einer aufsteigenden Kurve. Die anfänglich kleinen Erfolge verstetigen und beschleunigen sich. Projekte können in dieser Zeit erfolgreich abgeschlossen werden.

Schließlich verlangsamt sich das Wachstum. Jetzt steuert die Kurve in die Gefahrenzone der Selbstzufriedenheit und Stagnation.

Sich dann wieder neuen Herausforderungen zu stellen, darum geht es. Aber eben nicht in rasender Atemlosigkeit. Sondern mit Pausen, in denen du das, was du erreicht hast, anerkennst und würdigst. Das akzentuiert die so wichtigen Lektionen, die du gelernt hast und schafft die Voraussetzung für das Verstehen wichtiger Erkenntnisse aus diesem Entwicklungspfad.

Und hier liegt der Hase im Pfeffer: In vielen Organisationen herrscht eine „Weiter-zum-nächsten-Meilenstein“-Mentalität. Rastloses Rennen, immer in Aktion, keine Zeit zum Innehalten für eine Atem- und Feierpause. 

Vier Strategien, um die gewohnte Routine aufzubrechen

1. Feiere früh

Fortschritte sind zu Beginn eines neuen Projektes eher mühsam. Das kann entmutigen. Warum also nicht die ersten Erfolge würdigen, egal wie klein sie sind. Pizza für das gesamte Team. Oder Eis für alle. Oder ein Bier auf das Erreichte. Durch die Belohnung wird der Dopaminspiegel im Gehirn erhöht, ein Wohlfühlstoff, der die Lernerfahrung verstärkt und unser Gefühl der Verbundenheit mit den Menschen, mit denen wir arbeiten, stärkt.

2. Feiere in der Zwischenzeit

Der rasch aufsteigende Bogen der S-Kurve ist die Phase der hohen Produktivität und schnellen Fortschritte. Wann immer ein Zwischenziel erreicht wird, sollte das gewürdigt werden – auch wenn die Feier klein und spontan ist. Es geht eher darum, dass alle Teammitglieder wissen, dass ihre Leistungen und ihr Zutun geschätzt werden. Das Feiern hat hier auch die Funktion, die gelernten Lektionen zu reflektieren – wichtig für die Zukunft und wichtig für den Teamspirit.

3. Feiere an der Spitze

Das scheint ebenso offensichtlich wie selbstverständlich zu sein. Ist es aber nicht. Siehe eingangs zitiertes Beispiel des Führungskräftemeetings. Es muss keine große Party mit Champagner und Häppchen sein – obwohl das sicherlich auch nicht schlecht ist. Es kann ein Event außerhalb der Arbeit sein, beispielsweise ein Picknick oder eine gemeinsame sportliche Aktivität. Die Sache muss nicht kostspielig sein, aber sie sollte bedeutungsvoll sein. Und es kann auch darum gehen, nicht nur Erfolge, sondern auch Fehlschläge zu feiern, wenn sie wichtige Lektionen für die Zukunft enthalten. Darüber haben wir hier im Zusammenhang mit Supercell geschrieben.

4. Feiere den Tag

Jeder Tag ist eine S-Kurve für sich. Es gibt gute Momente und solche, in denen es einfach nicht vorangehen will. Das ist so und gehört zum Leben dazu. Trotzdem solltest du dich nicht vom Auf und Ab des Tages komplett schlucken lassen. Eine Sache, die ich sehr empfehlenswert finde: den Weg der bewussten Entschleunigung zu gehen. Innehalten. Bewusst atmen. Oder gleich zu Beginn des Tages zu meditieren.

Sich selbst und sein Handel bewusst wahrzunehmen und im Alltag immer wieder Pausen zur Reflexion auf individueller Ebene und auf Teamebene einzulegen, darum geht es.

Und dann auch das Erreichte zu feiern. Mit einem Schulterklopfer für sich selbst – oder mit einer Pizzaparty fürs Team oder was auch immer… nur die eigene Fantasie setzt hier die Grenzen.

Wertschätzen und Innehalten, statt sofort-weiter-zum-nächsten-Meilenstein. Auch wenn das Innehalten nur kurz ist, schmälert es nicht die Bedeutung.

Das Wertschätzen von kleinen und großen Meilensteinen ist der beste Treibstoff für die weitere erfolgreiche (Lebens)Reise.

 

“The more you praise and celebrate your life, the more there is in life to celebrate.” – Oprah Winfrey