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Langsam

L – a – a – a – a – a – a – a – a – angsam!

Wendy ist schnell. Und sie ist ungeduldig. Langsam geht gar nicht. Nicht, dass wir für unseren Langmut berühmt sind (… im Gegenteil: Warten gehört definitiv nicht zu unseren Stärken!), aber unsere Freundin Wendy aus den USA ist uns in Sachen Ungeduld eine deutliche Nasenlänge voraus: Als wir kürzlich zusammen in München waren und die fantastische Neue Pinakothek besuchten, standen wir im Eingangsbereich und beratschlagten, in welchem Saal wir anfangen sollten. Wendy machte einen Vorschlag: Gibt es denn kein Executive Summary? Dann müssten wir nicht alle Säle ablaufen, wären schneller wieder draußen und könnten gleich weiter zum Schloss Nymphenburg …

Zugegeben: Pragmatisch ist das schon. Und ganz witzig fanden wir ihren Ansatz auch. Aber nochmal drüber nachgedacht: Wendy ist ein Kind unserer Zeit. Sie ist als Führungskraft in einem großen High-Tech-Unternehmen einfach Tempo gewohnt. Und diese Denkweise ist symptomatisch für unsere Gesellschaft: Schlank im Schlaf, Fastfood, Speed-Dating, Schnellladegeräte, das schnelle Geld, Coffee-to-go, Quick Sweat Workout, Breaking News im Schnellüberblick … Tempotempotempo schnllschnllschnell bs zm Hrzrsn!

Möglichst viel Zeit sparen

Videos auf Youtube anschauen, die länger als vier Minuten sind? Macht kein Mensch! Im Restaurant geduldig auf frisch zubereitetes Essen warten? Eine glatte 6,0 auf der nach oben offenen Geht-gar-nicht-weil-dauert-viel-zu-lange-Skala. Also schnell die Zeit überbrücken: E-Mails checken. Facebook-Post raushauen. Nebenbei den Inhalt des Brotkorbs absorbieren. Kellner! Gibt’s das Menü auch als Konzentrat?

Wir entwickeln uns zu rasenden Nonstop-Aktivisten. Wir bemühen uns, permanent Zeit einzusparen, Pausen zu streichen und das Warten abzuschaffen.

ABER: Jetzt mal l-a-a-a-a-a-a-ngsam!

Es gibt nun mal einerseits Dinge, die wir schnell erledigen können und andererseits Dinge, die Zeit brauchen und nur dann richtig gut werden, wenn wir sie langsam angehen.

Kein Kind lernt an einem einzigen Nachmittag laufen. Niemand baut während eines Abendessens eine tiefe Freundschaft auf. Kein Mensch hat je innerhalb einer Woche eine Fremdsprache gelernt. Wer ein Musikinstrument spielen möchte, braucht Zeit zum Üben. Ein Kunstwerk auf sich wirken lassen geht nicht im Schnelldurchlauf. Ein leckeres, frisches Essen ist unmöglich in acht Minuten zubereitet. Das alles geht l-a-a-a-a-a-a-ngsam.

Langsam – aber umso kraftvoller!

Langsamkeit ermöglicht uns zu lernen, Vertrauen aufzubauen, Gefühle zu entwickeln und zu stärken. Intensive Prozesse brauchen Zeit. Und sind genau deshalb so kraftvoll.

Eine einmal investierte Minute, Stunde, Woche kehrt niemals wieder zurück. Zeit ist unwiederbringlich, nicht erstattungsfähig, nicht umtauschbar. Zeit ist das Wertvollste, was wir haben.

Darum ist es so wichtig, dass wir Meister darin werden, unsere Zeit sinnvoll zu investieren:
Zeit sparen bei den unwesentlichen Dingen. Ja!
Aber eben auch Zeit großzügig verschenken bei allem, was wirklich wichtig ist.

Alles L-a-n-g-s-a-m-e braucht Zeit. Und genau das macht es so wertvoll.