Was wir allzu häufig hören, ist die Überzeugung: Entweder man ist kreativ oder man ist es nicht. Sicherlich sind manche Menschen kreativer als andere, aber unserer Überzeugung nach schöpfen viele Mitarbeiter ihr kreatives Potenzial nicht einmal annähernd aus. Woran das liegt? Viele Mitarbeiter haben keinen Zugang zu den geeigneten Werkzeugen und Ressourcen, man gibt ihnen kaum Zeit, ihr kreatives Potenzial zu trainieren und die Entfaltung ebendieses Potenzials wird auch nicht honoriert.
Das Ergebnis ist eine „kreative Apartheid“, bei der nur diejenigen, die aufgrund ihrer klassischen beruflichen Rolle als „Kreative“ definiert werden, auch die Mittel und Möglichkeiten bekommen, ihre Kreativität zu entfalten. Der Rest geht leer aus.
Es entbehrt dabei nicht einer gewissen Ironie, dass in den Festtagsreden des Topmanagements trotzdem von jedem Sachbearbeiter mehr Kreativität gefordert wird. Aber statt die Voraussetzungen dafür zu schaffen, belässt man es bei phrasentriefenden Appellen.
Dafür sind keine Milliarden-Investitionen nötig. Was primär zählt, ist der Wille, den Mitarbeitern Freiheit zu gewähren. Wie immer beim Thema Freiheit gibt es allerdings auch hier eine andere Seite der Medaille:
Erstens, Mitarbeiter werden unter stärkeren Druck geraten, ihre Möglichkeiten auch zu nutzen. Und zweitens Führungskräfte sowie klassische „Kreative“ werden sich daran gewöhnen müssen, dass sie längst kein Kreativitätsmonopol mehr besitzen. Ihre Rolle verändert sich dadurch zunehmend in die Richtung von Moderatoren kreativer Prozesse. Dazu reichen dann auch nicht mehr ein paar gute Ideen, sondern dazu brauchen sie fundiertes Wissen über die Bedingungen von Kreativprozessen und über funktionierende Methoden.
Auch hier ist also umdenken angesagt. Weiter denken. Und loslassen.