„Mut ist die erste von allen menschlichen Qualitäten, weil er alle anderen garantiert.“
Das sagte Winston Churchill. Und weil er damit so recht hatte, nervt es mich ohne Ende, wenn ich Sätze höre wie:
– „Hier müsste mal was passieren …“,
– „Ich kann ja nichts machen, aber …“,
– „Ich kann es nicht ändern, ich bin ja nicht der Geschäftsführer/Bundeskanzler/US-Präsident …“,
– „Ich bin dafür nicht zuständig, aber man sollte dringend was tun …“
„Man“ sollte was tun? Wer ist denn „man“?
Das alles ist Blabla. Solche Sätze haben nur einen einzigen Effekt: Die eigene, vermeintliche Machtlosigkeit wird zementiert, um sich dahinter zu verstecken.
Wer etwas verändern will, braucht lediglich Mut. Nicht Macht. Keine bestimmte Position. Keine Einverständniserklärung der Behörden. Nur Mut.
Dazu möchte ich dir zwei Gedankenanstöße mitgeben:
1) Wer etwas bewegen will, muss etwas tun
Nehmen wir Günther Schuh:
Als der Professor an der RWTH Aachen, sich sonntags sein Frühstücksei köpfte, dachte er: „Mmmh, es wäre echt eine gute Idee, wenn unsere Autohersteller bei der Entwicklung von Elektroautos ein bisschen mehr Gas geben würden. Ich finde das ja total interessant und auch wichtig, bin aber halt nur ein Professor in Aachen ohne den notwendigen Einfluss“. – Ist das eine wahre Geschichte?
Nein, so lief das nicht!
So denken täglich tausende Köpfe, aber nicht der von Günther Schuh: Anstatt zu räsonieren „Man müsste …“, tat Günther Schuh etwas. Er handelte. Er machte. Er sieht sich nicht als machtlos. Er gründete die StreetScooter GmbH, die Elektro-Lieferwagen baut und verkauft. Und zwar dermaßen praktische und alltagstaugliche Lieferwagen speziell für die Kurzstrecke, dass die Deutsche Post mittlerweile das Unternehmen gekauft hat.
Oder nehmen wir Felix Finkbeiner:
Als der damals 9-jährige für die Schule ein Referat zum Thema Klimawandel und dessen Folgen vorbereitete, war er über die Fakten, die er recherchierte, geschockt. Doch dann sagte er nicht: „Das, was ich hier lese, das ist besorgniserregend, da müssten die Regierungen weltweit etwas unternehmen …“
Stattdessen unternahm er selbst etwas. Er fasste sich ein Herz und gründete als 10-Jähriger (!) die Initiative Plant for-the Planet. Das Ziel: Bäume pflanzen. Ganz einfach. Denn jeder einzelne Baum nimmt CO2 aus der Atmosphäre und bindet Kohlenstoff.
Aus der Initiative wurde eine richtige Bewegung, und zwar weltweit. Dafür sucht und findet Finkbeiner prominente Unterstützer und trägt seine Idee unermüdlich in die Welt. Der erste Baum wurde 2007 an Felix’ Schule gepflanzt. Bislang wurden von Plant for the Planet – Stand heute – 15.230.607.305 Bäume gepflanzt. Lest die Zahl nochmal: 15 Milliarden Bäume! Für jeden Erdenbürger zwei. Und das Ziel ist gigantisch: Bis 2020 will die Bewegung zu den bestehenden 3.000 Milliarden Bäumen auf der Erde 1.000 Milliarden neu hinzugepflanzt haben. Wir halte jede Wette: Die schaffen das!
2) Du bist am mächtigsten, wenn du machtlos bist
Das klingt paradox, ist aber leicht zu erklären: Wenn du Vorstand, Staatschef oder prominenter Unternehmer bist, dann wird alles, was du tust, wie unter einer Lupe studiert. Das fördert nicht unbedingt die Lust, etwas zu riskieren. Die Folge: Viele werden konservativer und wagen weniger.
Wenn dich aber noch niemand kennt, weil du noch keine formale Machtposition hast, dann kannst du im Verborgenen mutige Dinge wagen, interessante Projekte auf die Beine stellen, testen, ausprobieren – und dir auch mal eine blutige Nase holen, ohne dass die Welt sofort davon erfährt.
Du kannst nachbessern, ergänzen oder die Flinte einfach ins Korn werfen, wenn du in eine Sackgasse gelaufen bist. Dass du keine Machtposition hast und dich kaum jemand kennt, schenkt dir auch eine Portion Unbefangenheit beim Experimentieren.
Darum: Nutze deine Zeit als scheinbar „Machtloser“.
Jetzt ist die beste Zeit, etwas zu wagen! Du bist nicht machtlos!