Ich putze keine Fenster. – Das übernimmt eine Putzfirma.
Ich erstelle meine Website nicht selbst. – Damit verdient mein Grafiker sein Geld.
Ich erledige meine Buchhaltung nicht selbst. – Das machen die Mitarbeiter meines Steuerberaters.
Ich fahre nicht selbst zu meinen Vortragsengagements. – Dafür bezahle ich die Deutsche Bahn. Oder die Lufthansa. Oder einen Fahrer, wenn es anders nicht praktikabel ist.
Also, wenn ich genau darüber nachdenke: Ein beachtlicher Teil der Tätigkeiten in meinem Alltag ist ausgelagert bzw. delegiert. Es gibt aber auch Tätigkeiten, die würde ich niemals delegieren: Nämlich die für mich bedeutsamen Tätigkeiten.
Bedeutsame Tätigkeiten geben Energie
„Bedeutsame Tätigkeiten“ – diesen Begriff haben wir in unserem Buch „Hört auf zu arbeiten!“ geprägt. Gemeint ist damit Arbeit, die sich überhaupt nicht wie Arbeit anfühlt. Diese Tätigkeiten geben uns Energie, die tief von innen kommt und die auch von außen wahrgenommen wird.
Bedeutsam ist für mich zum Beispiel, diesen Artikel hier (und viele weitere) zu schreiben. Und Bücher und Kolumnen zu schreiben. Und Vorträge zu konzipieren und zu halten. Und ja, auch unsere E-Mails selbst zu beantworten.
Um die Zeit und die Kraft zu haben, diese Dinge selbst machen zu können, tue ich viele, viele andere, für mich nicht bedeutsame Dinge ganz bewusst NICHT. Und genau diese bewusste Aufteilung ist entscheidend dafür, warum ich total gern arbeite. Ob nun 4 Stunden oder 40 Stunden, ist dabei nicht der entscheidende Punkt – sondern die Frage, wie sich diese Stunden für mich anfühlen.
Vier-Stunden-Woche? – Warum?
Deswegen passt das Konzept der Vier-Stunden-Woche von Tim Ferriss für mich nicht. Die Idee klingt ja erstmal verlockend: Wenige Stunden pro Woche ranklotzen und Geld verdienen und den Rest der Zeit Spaß haben. Aber was dabei fehlt, ist die Frage: „Wozu das Ganze?“
Bei den vielen Fans der Vier-Stunden-Woche ist die Antwort klar: Um möglichst wenig Zeit mit Arbeit zu verbringen, möglichst viel passives Einkommen zu generieren und dann in der restlichen Zeit zu surfen, zu reisen, in der Hängematte zu liegen … oder was auch immer.
Aber kannst du dir vorstellen, dass Picasso gesagt hätte: „Okay, heute morgen klotze ich ran und male vier Stunden, damit ich den Rest der Woche das tun kann, worauf ich wirklich Lust habe, nämlich am Strand von Antibes rumzuhängen und schön braun zu werden …“?
Nein, er hat die Stunden in seinem Atelier ganz sicher nicht gezählt. Denn er hat seine Arbeit von ganzem Herzen geliebt. Genau das kannst du spüren, wenn du seine Bilder siehst! Wenn ich in New York im Museum of Modern Art vor den „Demoiselles d’Avignon“ stehe und das Form- und Farbenspiel dieses Gemäldes auf mich wirken lasse, dann ist für mich zutiefst einsichtig: Picasso hat dieses Bild definitiv NICHT in wenigen Stunden „runtergemalt“ wie eine lästige Pflicht, um dann endlich das tun zu können, was ihm Spaß macht!
Du kannst dir sicher sein: Noch nie ist ein Gemälde, ein Buch, ein Musikstück, ein Produkt oder eine Dienstleistung, die beim Empfänger eine tiefe Wirkung hinterlassen haben, nach dem Prinzip der Vier-Stunden-Woche erschaffen worden.
Den eigenen Arbeitseinsatz zu minimieren durch maximales Outsourcing – das ist ein pfiffiges Konzept, um zeitsparend Geld zu verdienen. Aber aus meiner Sicht gibt es einen besseren Weg, meine Lebenszeit zu investieren: Großartige Arbeit zu leisten! Und dafür gibt es ein ganz einfaches Prinzip:
Macht, was du liebst! Und liebe, was du machst!