Stell dir vor, du bist Chef*in und einer deiner besten Leute legt aus heiterem Himmel die Kündigung auf den Tisch. Bämm!
Was tust du?
Clever, cleverer, am cleversten
Eine Freundin von mir war eine solche beste Mitarbeiterin und sie tat genau das: Sie kündigte. Ihr neuer Job entsprach einfach besser ihren Vorstellungen. Was ihr Chef machte, kann ich dir verraten.
Er sagte: „Oh, das ist aber schade. Willst du dir das nicht nochmal überlegen? Nein? Och.“
Und dann schmollte er: „Menno, immer gehen die Besten.“
Damit war die Sache für ihn erledigt und er wendete sich dem Tagesgeschäft zu.
Natürlich, das geht cleverer. Wenn so etwas passiert – und das kann immer mal wieder passieren – dann sollte wenigstens ein Exit-Interview geführt werden. Auf Deutsch: Du fragst nach dem Grund und bittest um möglichst offenes Feedback, um Verbesserungsmöglichkeiten aufzudecken und Maßnahmen zu ergreifen, bevor weitere wichtige Leute abspringen.
Es geht aber noch cleverer! Du kannst nämlich früher ansetzen, noch bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist, und statt Exit-Interviews rechtzeitige Stay Interviews mit den wichtigsten Leuten führen!
Stay Interviews: Frag halt!
Damit kannst du zwei wichtige Fehlentwicklungen proaktiv verhindern:
Erstens, dass dir Top-Talente abhanden kommen.
Zweitens, dass Menschen sich geistig ausklinken und nach und nach in die innere Kündigung abrutschen.
Webroot Software, ein IT-Unternehmen, das Sicherheits-Software für das Internet anbietet, macht genau das. HR-Director Melanie Williams sagt: „Die Informationen, die wir aus erster Hand bei Stay Interviews sammeln, sind wertvoller als alle mittelbaren Informationen, die wir sonst über Umfragen und dergleichen bekommen können, denn die Aussagen der Mitarbeiter sind sehr spezifisch und konkret. Damit können wir gemeinsam weiterdenken.“
Wenn Menschen merken, dass Chefs sich wirklich dafür interessieren, was gut läuft und was nicht – und Chefs dann tatsächlich auch etwas verändern – dann fühlen sie sich wertgeschätzt. Und zu Recht: Menschen nach ihrer Meinung zu fragen und dann Konsequenzen zu ziehen, ist Wertschätzung pur.
Raus aus dem Bett!
Wenn du Stay Interviews führen willst, hier zwei Ideen, was du fragen könntest:
„Was an deiner Arbeit lässt dich morgens mit Freude aus dem Bett springen?“
Die bildhafte Form der Frage ist vielleicht ungewöhnlich, aber genau diese Form kann dazu führen, dass du interessante Einsichten erhältst: Zielt die Antwort eher auf die Kollegen? Oder auf die interessanten Projekte? Oder die Kunden, die klasse sind? Oder auf das anspruchsvolle Arbeitsumfeld?
„Was an deiner Arbeit lässt dich morgens die Schlummertaste drücken?“
Das beleuchtet die genaue Gegenseite. Die Frage lässt eine große Bandbreite von Antworten zu. Dein Mitarbeiter könnte darauf verweisen, dass er eben ein Morgenmuffel ist. Vielleicht sollte er dann künftig eher später oder zumindest flexibler anfangen können? Oder die Aussicht auf das montägliche und donnerstägliche große Abteilungsmeeting ist der Grund. Dann stellt sich die Frage, ob das Meeting nicht kürzer sein könnte, seltener stattfinden dürfte, besser vorbereitet werden könnte oder in der Form überhaupt notwendig ist.
Und du?
Wenn du in der Führungsrolle bist: Probier es einfach aus! Bau deine eigenen Fragen zusammen und starte einen Test.
Und du keine Führungskraft bist: Dann schlag es deinem Chef einfach vor und lade sie oder ihn ein, es auszuprobieren. Maile ihr oder ihm einfach diesen Beitrag.
PS:
Am allercleversten finde ich es, dir die beiden Fragen zwischendurch mal selbst zu stellen:
1: Was an meiner Arbeit lässt mich morgens mit Freude aus dem Bett springen? und
2: Was an meiner Arbeit lässt mich morgens die Schlummertaste drücken?