„Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen“, sagte Max Frisch. Das finden wir auch. Und zwar egal, ob es sich um persönliche Krisen, Beziehungskrisen oder um existenzielle Probleme in Unternehmen handelt.
Das griechische Wort „krisis“ bedeutet nichts weiter als die Zuspitzung einer Entscheidung, ein Wendepunkt. Wo Krisen sind, verändert sich etwas. Und das kann wertvoll sein.
In guten Zeiten, mit Rückenwind, können selbst Truthähne fliegen. Da verändert sich nichts. Wenn einem der Wind aber scharf ins Gesicht bläst, kann das zur großen Chance werden, denn:
1. In der Krise hat die Ausreden-Abteilung geschlossen
Die Krise ist da, aber das muss noch lange kein Drama sein. Nämlich dann nicht, wenn allen Beteiligten klar ist, dass mit sofortiger Wirkung die Ausreden-Abteilung geschlossen hat. Mit dem Finger auf irgendwen zeigen und irgendwen beschuldigen und irgendeinen Umstand verantwortlich machen und sinnieren, was hätte sein können, wer was hätte besser machen können, wer es hätte kommen sehen müssen und so weiter und so fort … Vergesst es! Jetzt müssen alle im Überlebensmodus funktionieren. Und das bedeutet vor allem: vorwärts laufen!
2. Die Krise kann Kreativität beflügeln
Das Gute am Schlechten ist: Eine Krise limitiert die Optionen. In die Ecke gedrückt MUSS jeder über sich selbst hinauswachsen. Die Zeit der wahren Persönlichkeiten, der Unternehmer in ihrem Herzen ist jetzt angebrochen, denn die blühen unter solchen Umständen auf. Und so paradox es klingt: Einschränkung fördert Kreativität. Oder wie der eindrucksvolle brasilianische Politiker Jaime Lerner es ausdrückte: „Kreativität beginnt, wenn du eine Null von deinem Budget streichst.“
3. Die Krise zeigt, was wirklich wichtig ist
Denn in Krisenzeiten entdeckt ihr, was wirklich wichtig ist. Die Krise zwingt zum klaren Blick: Ihr könnt nicht mehr anders als die Dinge so zu sehen, wie sie sind. Und nicht mehr durch die rosa Brille, wie sie sein könnten oder sollten.
Lego geht es so. Erstmals seit 13 Jahren sank 2017 der Umsatz des Spielzeugriesen. Dazu brach auch der Nettogewinn ein. Plötzlich machen die Führungskräfte die Augen auf: Was tun wir eigentlich? Was haben wir getan? Wir sind doch eigentlich die Klötzchenbau-Firma, aber wir haben die Anzahl der Spiele verdreifacht, haben Elektronik eingebaut, sind ins Star-Wars-und-Harry-Potter-Lizenzgeschäft eingestiegen, haben Freizeitparks gebaut, haben Comics und Videos und Miniaturfilmstudios und Musikroller und Roboter und werweißnochalles produziert.
Die Frage ist: Was von alledem ist wirklich wichtig? Was ist der Kern unseres Geschäfts? Und was können wir alles weglassen? Wie es aussieht werden momentan Video-Spiele, Smartphone-Apps, Film-Lizenzen und programmierbare Roboter, die den Konzern zu komplex gemacht haben, ernsthaft hinterfragt.
4. In Krisenzeiten sieht man, wer zu einem hält
Wenn es läuft, habt ihr Freunde. Ihre Partys sind gut besucht. Man lässt sich gerne von euch einladen. Doch wenn es nicht mehr läuft, zeigt sich erst, wer tatsächlich zu euch hält. Welche Freunde. Welche Kollegen. Welche Mitarbeiter. Welche Kunden. Welche Lieferanten. Welche Partner. Wer hält euch die Treue und ist für euch da? Und wer lässt euch fallen und steigt mit einem großen Schritt über euch hinweg, wenn ihr am Boden liegt?
Nein, wir wünschen euch keine Krise. Nur: Wenn sie zuschlagen sollte, dann wünschen wir euch, dass ihr zwei Lektionen darin erkennt.
Nimmt man die Chance aus der Krise wird sie zur Gefahr.
Nimmt man die Angst aus der Krise wird sie zur Chance.
Krisen sind so gesehen ganz normale Erneuerungsprozesse, bei denen klar wird, dass es so nicht mehr weitergeht und etwas Neues an die Stelle der alten Strategie, Beziehung, Freundschaft, Methoden oder Systeme tritt. Und sie sind die Chance, Werte zu schaffen, die auch dann noch Bestand haben, wenn die Krise schon längst wieder vorbei ist!