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Gute Entscheidungen treffen in 7 Schritten

Klügere Entscheidungen treffen in 7 Schritten

Klügere Entscheidungen treffen in 7 Schritten

„Ich könnte Medizin studieren, habe mich aber für Psychologie entschieden“, stöhnte Elena, eine junge Bekannte von mir. „Ob das wohl die richtige Entscheidung ist?“

Meine Antwort, liebe Elena: Du wirst es nie wissen.

Denn du wirst nie erfahren, was passiert wäre, wenn du dich anders entschieden hättest. Vielleicht wäre die Entscheidung besser gewesen, vielleicht schlechter oder vielleicht genauso gut.

Es ist doch so: Wenn wir im Leben eine Entscheidung getroffen haben und diese später nicht unseren Erwartungen entspricht, malen wir uns die nicht getroffene Alternative in den tollsten Farben aus. Vielleicht wäre es ja wirklich die bessere Entscheidung gewesen. Vielleicht aber auch nicht. Darüber zu sinnieren ist Energieverschwendung. Du wirst nie wissen, wie dein Leben gelaufen wäre, wenn du dich anders entschieden hättest.

„Aber wenn ich nach dem Studium feststelle, dass mir die Arbeit als Psychologin doch keinen Spaß macht – dann habe ich doch jetzt keine gute Entscheidung getroffen, oder?“

Meine Antwort, liebe Elena: Die Beurteilung im Nachhinein ist nicht fair.

Es ist immer so im Leben, dass wir zu dem Zeitpunkt, an dem wir eine Entscheidung für die Zukunft treffen, unmöglich alle Folgen, die sich aus der Entscheidung ergeben, absehen können. Die Welt dreht sich weiter und viele Faktoren können wir weder wissen noch beeinflussen. Eine Entscheidung weiß also nicht, wie ihr Ergebnis aussieht.

„Kann ich dann nicht gleich würfeln?“

Meine Antwort, liebe Elena: Sorry, aber nein.

Auch wenn das zuvor gesagte gilt, lohnt es sich, möglichst kluge und durchdachte Entscheidungen zu treffen. Der Punkt ist nur, und dessen musst du dir klar sein: Die Qualität deiner Entscheidung kann nur zum Zeitpunkt der Entscheidung beurteilt werden!

„Aber wie trifft man kluge und durchdachte Entscheidungen?“

Meine Antwort, liebe Elena: Da habe ich eine Menge an Tipps, Hinweisen und Links.

Als erstes: Mir ist da ein kleines aber feines Buch in die Hände gefallen – „Entscheiden ist einfach“ von Philip Meissner.

Meissner ist Wirtschaftswissenschaftler und Inhaber des Lehrstuhls für Strategisches Management und Entscheidungsfindung an der ESCP Europe in Berlin. In dem Buch stellt er eine siebenstufige Methode vor, um besser durchdachte Entscheidungen zu treffen. Und die finde ich nützlich und hilfreich.

Wollen wir da kurz mal durchfliegen? – Also, auf geht’s:

1. Taste dich mit Warum-Fragen an das richtige Problem heran und lass dich nicht von Symptomen ablenken

Albert Einstein soll mal gesagt haben: „Wenn ich eine Stunde habe, um ein Problem zu lösen, dann beschäftige ich mich 55 Minuten mit dem Problem und 5 Minuten mit der Lösung.“

– Da ist was dran!

Zu oft nehmen wir uns nämlich nicht die Zeit und machen uns nicht die Mühe, die eigentliche Entscheidungsfrage zu identifizieren, sondern lassen uns von Symptomen ablenken.

Ein Beispiel: Du bist mit der aktuellen Situation in deinem Job unzufrieden und denkst darüber nach, die Firma zu wechseln. Deine Unzufriedenheit ist das Symptom. Aber Symptom und Ursache sind zwei unterschiedliche Dinge. Darauf zahlt die Warum-Frage ein: „Warum bin ich unzufrieden?“ Ist die Ursache die Firma als Ganzes, oder ist es „nur“ der Chef oder „nur“ dein aktuelles Aufgabenspektrum? Wenn die Ursache für deine Unzufriedenheit an die Person gebunden ist oder die Aufgabe und nicht an das ganze Unternehmen, besteht die Lösung nicht darin, alles hinzuschmeißen, zu kündigen und die Firma zu wechseln – sondern sich um eine Versetzung innerhalb der Firma zu bemühen.

Nimm dir also Zeit und taste dich mit Warum-Fragen immer näher an das eigentliche Problem heran. Nur dann kannst du dir sicher sein, auch über das richtige und für dich relevante Problem nachzudenken.

Warum es so wichtig ist, Symptome und Ursachen sauber zu unterscheiden, habe ich hier schon mal geschrieben: Warum dein Problem vielleicht gar nicht dein Problem ist!

2. Hol dir Rat von jemandem, der unabhängig und kritisch ist und am besten schon selbst vor einer vergleichbaren Entscheidung stand

Dieser zweite Schritt beinhaltet zwei wichtige Aspekte:

Der erste: „Hol dir Rat.“ – Beim Einholen von Rat sind viele nicht gut. Das Ego halt! Viele denken, dass sie inkompetent oder ahnungslos erscheinen, wenn sie aktiv Rat bei anderen suchen oder um Unterstützung bei einer Entscheidung bitten. Und: Sie wollen andere nicht mit ihren Problemen nerven. Über diesen Schatten musst du aber springen! Und tatsächlich ist es doch so, dass Menschen, die in Entscheidungssituationen Rat suchen, selten als schwach oder inkompetent betrachtet werden.

Der zweite Aspekt: „Von jemandem, der unabhängig und kritisch ist.“ – Wen fragen wir oft? Freunde und Familie. Aber was soll deine beste Freundin schon auf die Idee antworten, dass du in eine 800 km entfernte Stadt umziehen möchtest? Außerdem sind Freunde und Familie tendenziell eher wohlwollend als kritisch. Aber gerade die kritischen Einwände sind diejenigen, die dein Denken stimulieren und in neue Bahnen lenken. Und nicht zuletzt: Vermutlich haben sie eine ähnliche Entscheidung noch nie selbst getroffen.

Die bessere Frage lautet deshalb: „Wer außer mir hat schon vor einem vergleichbaren Problem gestanden, wie könnte ich den kontaktieren und wie und was könnte ich von dem lernen?“

3. Finde einen Kritiker und versuche die Kritik zu verstehen

Dieser Punkt ist herausfordernd, aber wirkungsvoll: Finde einen potenziellen Kritiker, der kein Problem damit hat, dir zu widersprechen, und bitte ihn um Feedback. Dann versuche im zweiten Schritt seine Argumente wirklich zu verstehen. Achte darauf, dass du nicht in die Versuchung gerätst, in die Verteidigungshaltung zu gehen. Es geht darum zu verstehen, was er oder sie kritisiert.

In meinem Beitrag „Pflicht zum Widerspruch“ habe ich darüber geschrieben, wie ein Mittelständler diesen Punkt nutzte, um hinsichtlich einer neuen Führungsstrategie die bestmögliche Entscheidung zu treffen.

Persönlich könntest du das mit einem „Challenge Netzwerk“ umsetzen, indem du dir für wichtige Entscheidungen eine ausgewählten Gruppe von Menschen zusammenstellst, die dir sagen, was du nicht hören willst, aber hören musst.

4. Verbessere deine Entscheidung per Stresstest: Stell dir vor, sie wäre schiefgegangen und analysiere die Gründe für den Misserfolg

Wenn wir Entscheidungen treffen, überschätzen wir oft unsere Fähigkeiten. Das liegt am sogenannten „Optimism bias“– dem Hang zur Selbstüberschätzung. Das Gegenmittel: Mach dir (pro)aktiv Gedanken darüber, was bei der Entscheidung schiefgehen könnte.

Ein geeignetes Werkzeug dafür ist das sogenannte Pre-Mortem: Du denkst ein paar Jahre in die Zukunft und stellst dir vor, dass deine Entscheidung komplett fehlgeschlagen wäre. Dann überlegst du von dort aus rückwärtsgewandt: „Was ist schiefgegangen?“ Also nicht: „Was könnte schiefgehen?“

Das ist keine Wortklauberei, sondern ein entscheidender Unterschied. Wenn du dich fragst, „was könnte schiefgehen“, dann ist die Versuchung groß, sich selbst zu beruhigen: „Wird schon laufen …“

Wenn du dir aber vorstellst, dass bereits alles Denkbare schiefgegangen wäre, dann fällt es deutlich leichter, die Gründe zu identifizieren und dann zu überlegen, ob diese Sachen, die schiefgehen könnten, realistisch sind. So kannst du Gegenmaßnahmen entwerfen, mit denen das Scheitern hätte verhindert werden können.

5. Lass im Schlaf unbewusste Problemlösungsprozesse für dich arbeiten

Neurowissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass das sprichwörtliche Eine-Nacht-drüber-schlafen tatsächlich zu klügeren Entscheidungen führt.

Hinzu kommt, dass die Nacht, die du drüber schläfst, auch die Neigung zu impulsiven Entscheidungen reduziert.

6. Relativiere die Tragweite deiner Entscheidung, um unnötige Angst zu reduzieren!

Die Angst davor, eine schlechte Entscheidung zu treffen, kann einer guten Entscheidung im Weg stehen. Das Gegenmittel: Setze dich direkt mit der Angst auseinander und mach dir klar, dass die meisten schlechten Entscheidungen im Leben rückabgewickelt werden können.

Eine schnelle und praktische Möglichkeit, um dir das vor Augen zu führen, ist die 10-10-10-Methode von Suzy Welch. Die geht so: Stell dir nacheinander drei Fragen:

  • Welche Auswirkungen wird diese Entscheidung in 10 Minuten auf dein Leben haben?
  • Welche Auswirkungen wird diese Entscheidung in 10 Monaten auf dein Leben haben?
  • Welche Auswirkungen wird diese Entscheidung in 10 Jahren auf dein Leben haben?

Ziemlich häufig wirst du so herausfinden, dass deine Entscheidung doch nicht so wichtig und weltbewegend ist. Was für eine Erleichterung.

Siehe auch unseren Beitrag über die Angst vor der zufallenden Tür.

7. Setze dir eine Deadline und triff deine Entscheidung!

Wenn die du die sechs Schritte gemacht hast, kann es trotzdem sein, dass du immer noch zögerst, deine Entscheidung zu treffen. Okay, vielleicht hast du etwas übersehen? Vielleicht könntest du die Schritte noch einmal durchgehen? Vielleicht wären ein paar mehr Infos noch besser, um eine perfekte Lösung zu treffen?

An der Stelle musst du dir eingestehen, dass es die rundherum perfekte Entscheidung … NICHT gibt. Sie existiert nicht.

Du hast gewissenhaft alle sechs Schritte im Vorfeld erledigt, hast alle dir verfügbaren Informationen bestmöglich ausgewertet. Wenn ja, dann steht deiner Entscheidung nichts mehr im Weg. Also setze dir eine Deadline: „Bis Sonntag 16 Uhr treffe ich diese Entscheidung“, um dich selbst zu disziplinieren und der Tendenz vorzubeugen, die Entscheidung doch noch zu verzögern. Wenn du willst, kannst du dir auch noch etwas sozialen Druck aufbauen, indem du die Deadline mit Freunden oder Kollegen teilst.

Liebe Elena, angeblich treffen wir 20.000 Entscheidungen am Tag. Natürlich sind die meisten davon nicht wirklich „entscheidend“: Welche Erdbeermarmelade kaufe ich? Cappuccino oder Latte Macchiato? Fahre ich bei gelb noch über die Ampel oder bleibe ich stehen? … Aber diese 7 Schritte unterstützen dich bei wirklich wichtigen Entscheidungen. Denn die lassen sich eben nicht hinsichtlich ihres besten Effekts berechnen. Eine Entscheidung ist keine Rechenaufgabe, sondern ein Sprung durch die Flammenwand des Zweifels.

Martin Luther wusste bereits: Nur wer sich entscheidet, existiert.

Also: Entscheide dich!

 


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