„Ein Fünftel meiner Mitarbeiter wird in einem Jahr nicht mehr an seinem Arbeitsplatz sitzen. Und ich könnte nicht glücklicher darüber sein!“
Der Chef, der das sagt, ist kein skrupelloser Hire-and-Fire-Desperado, sondern ein smarter Unternehmer. Ryan Holmes ist Gründer von Hootsuite und will damit ein Grundübel beheben.
Je größer die Organisation und je unüberschaubarer Strukturen und Abläufe, desto schwer fällt es den Menschen in den verschiedenen Abteilungen, sich auf das Ganze zu beziehen. Anonymität, Abschottung, die starre Fixierung auf die eigene Abteilung zählen zu den Komplexitätskosten. Das Silodenken – das Denken in lokalen Grenzen – ist der Mechanismus, der sich in jeder größeren, arbeitsteiligen Organisation automatisch ausbildet.
Menschen arbeiten eben nicht in Unternehmen, sondern in Nachbarschaften. Und eine Nachbarschaft ist immer überschaubar. Eine überschaubare Anzahl von Kollegen, eingebettet in eine lokale Grenzziehung in Form von Fluren, Gebäudeteilen, Mittagsstammtischen und so weiter. In diesen überschaubaren Einheiten wächst Gemeinsinn und Verantwortung. Hier definiert man sich als Team oder eben Teil des Unternehmens.
Alles, was jenseits dieses nachbarschaftlichen Raums liegt, ist nicht mehr in das „Wir-Gefühl“ eingebunden. Ganz im Gegenteil: Mauern und Gräben werden zwischen den Abteilungen ausgehoben, was man dann über „ wir alle in einem Boot“ Sprüche zusammenzukitten versucht: „Die Zusammenarbeit muss sich verbessern!! Dieses ständige Gegeneinander und Silodenken führt doch zu nichts!“
Vom rhetorischen Aufbruch zu neuen Ufern hat sich allerdings noch nie etwas verändert.
Wir also die Gräben zwischen Abteilungen überwinden?
Ein interessanter Ansatz kommt von dem kanadischen Unterehmen Hootsuite. Das Ziel des dortigen „People-Movement-Programms“: mindestens 20 Prozent der Mitarbeiter sollen am Jahresende einen neuen Job haben – und zwar im eigenen Unternehmen.
Die Vorteile liegen auf der Hand:
- Verteilung des Wissens im gesamten Unternehmen
- Steigerung der Innovationsfähigkeit. Je besser die Kooperation untereinander, desto besser die Erfolgsaussichten des gesamten Projekts
- Stärkung des Wir-Gefühls in der Organisation
- Weiterentwicklung der Mitarbeiter durch neue Herausforderungen, Abwechslung und die Chance zu lernen
- Zufriedenere Kunden durch ganzheitlichere, flexiblere und innovativere Lösungen
Damit das funktioniert, braucht es zwei Zutaten:
- Mitarbeiter, die den Mumm haben, nicht nur an ihrem gewohnten Schreibtisch zu kleben, sondern offen für Weiterentwicklung sind
- Führungskräfte, die langfristig denken und sich nicht davon abhalten lassen, dass die Umsetzung Zeit und Geld kostet