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Abfuhr - Veränderung - Rebels at Work

Die Abfuhr

Ich habe bei unseren Rebels-at-Work Events extrem inspirierender Menschen kennengelernt. Zehn Termine haben bisher stattgefunden – und es geht weiter!

Das absolute Highlight ist für mich, wenn fünf Teilnehmer jeweils etwa fünf Minuten lang darüber erzählen, wie sie verkrustete Strukturen aufgebrochen und Führung und Zusammenarbeit neu und anders umgesetzt haben. Was sie verändert haben. Denn der Antrieb all dieser Rebels ist immer der Wille, etwas zu gestalten und zum besseren zu verändern. Nicht weil es leicht ist, sondern weil es wert ist, getan zu werden. Und darin steckt Herzblut und Umsetzungswille – was in diesen kurzen Geschichten immer besonders rüberkommt.

Wie ihr mit Ablehnung besser nicht umgeht

Fünfzig dieser persönlichen Geschichten habe ich mittlerweile gehört. Jede einzelne ein Unikat. Aber es gibt eine Gemeinsamkeit, die sich wie ein roter Faden durchzieht: Jede(r) dieser Rebels at Work hatte zu irgendeinem Zeitpunkt mit Ablehnung zu kämpfen. Jede(r) hat irgendwann mal eine Abfuhr bekommen.

Wer versucht, etwas Neues voranzutreiben, wird Widerstand und Ablehnung erfahren. Das ist so. Unbestritten. Unumstößlich. Und auch nicht überraschend.

Warum das so ist, ist leicht nachvollziehbar: Einer der Zwecke jeder klassischen Organisation ist es, ihren Zustand zu erhalten. Eine Organisation, die die Chance haben will, längere Zeit zu überdauern, braucht also eine gewisse Robustheit gegenüber Einflüssen und Reizen. Aus dieser Perspektive betrachtet, bedeutet jeder Veränderungsimpuls zuerst mal Gefahr. Das soziale System „Organisation“ oder „Abteilung“ oder „Team“ leistet reflexartig Widerstand.

Auf diese Weise wird jeder Andersdenker und Veränderer zum Herausforderer des Status quo. Wer also in irgendeiner Weise aktiv wird und sich daran macht, altgediente Überzeugungen zu hinterfragen, Strukturen aufzubrechen, Freiräume auszudehnen, der wird früher oder später auf Widerstand stoßen. Oder anders ausgedrückt: Menschen, die sich bewegen, treten der stehenden Masse zwangsläufig auf die Füße.

Spannend ist also nicht, dass es Widerstand und sogar Ablehnung gibt. Spannend ist: Was machen Menschen, nachdem sie zurückgewiesen wurden? Ganz generell gibt es unterschiedliche Wege mit einer Abfuhr umzugehen. Zwei davon sind diese:

ERSTENS:
Du kannst eine solche Abfuhr als persönlichen Affront interpretieren. Du persönlich wurdest abgelehnt. Ja, DU! Nicht deine Idee, nicht dein Konzept, nein: du als Person. Deswegen bist du jetzt verletzt, ziehst dich vom Spielfeld zurück, um dich vor weiteren Ablehnungen zu schützen. Du bist persönlich getroffen. Darum wirst du zukünftig den Ball flach halten und nur noch das machen, was keine Wellen schlägt.

ZWEITENS:
Du versicherst dir, dass wer immer deinen Vorschlag zurückgewiesen hat, ein totaler Schwachkopf ist! Ein Ewiggestriger. Ein Reaktionär. Ein Betonkopf. Ein dämlicher Idiot. Ein mentaler Hirntiefflieger… Die Konsequenz daraus ist, dass du nichts lernst, dich nicht entwickelst. Stattdessen wirst du verbittert und zynisch. Du leidest unter der Ignoranz der anderen und bewegst fortan leider gar nichts mehr. Aber wenigstens sind die anderen schuld.

Das sind aus meiner Sicht zwei sehr schlechte Optionen. Schlecht sowohl für die Organisation als auch für dich selbst.

Es gibt andere Wege. Zunächst geht es darum, sich klar zu machen, dass nur die Idee abgelehnt wurde, nicht die Person. So wird die Ablehnung von der persönlichen Ebene auf die Sachebene verlagert. Das ist nicht immer leicht, gerade weil ja auch persönliches Herzblut darin steckt, dennoch ist das bei jeder Zurückweisung in der Organisation grundsätzlich wichtig, um vom persönlichen Schmerz Abstand zu nehmen, um sich emotional weniger verletzlich zu machen, aber vor allem auch, um als Veränderer nicht frustriert aufzugeben. Wenn das gelingt, dann ist schon mal viel gewonnen.

Vier Gründe für eine Abfuhr

Wer versucht, die Abfuhr auf die Sachebene zu verlagern, hat die Chance, selbstkritisch zu erkennen, was beim nächsten Versuch besser laufen sollte. Du realisiert: Wenn sich etwas ändern soll, musst du erstmal bei dir selbst etwas ändern, denn das ist der Parameter, den du beeinflussen kannst. Hier vier häufige Gründe, warum du eine Abfuhr kassiert haben könntest:

Du hast dich an die falsche Person(en) gewendet.

Also Unterstützung für die Idee an der falschen Stelle gesucht. Falsche Stelle deshalb, weil diese Leute andere Absichten und Ziele haben, als du mit deiner Idee verfolgst. Die Konsequenz dieser Erkenntnis wäre es, zukünftig mehr darauf zu achten, wem du deine Ideen und Konzepte anvertraust. Dazu braucht es ein klares Verständnis dafür, wer in der Organisation überhaupt die Macht hat, Ja zu deiner Idee zu sagen und dies auch umzusetzen. Das kann ein Bereichsleiter, der Firmenchef oder die gesamte Führungsmannschaft sein. Und Vorsicht: Häufig lässt sich das Top-Management leichter überzeugen, als die Ebenen darunter. Ich rede also von der Lähmschicht, die sich durch neue Ideen schnell bedroht fühlt.

Du hast den falschen Augenblick gewählt, um deine Idee voranzutreiben.

Die daraus abzuleitende Konsequenz für die Zukunft: Es geht darum, den Zeitpunkt klug zu wählen. Der ist dann klug gewählt, wenn die Empfänger dieser Idee überhaupt halbwegs offene Ohren haben, weil sie Zeit dafür haben und der Kontext passt. Wenn es dann noch gelingt, die Idee an ein zeitlich korrelierendes externes Ereignis zu koppeln, das dem Anliegen zusätzliche Glaubwürdigkeit und Dringlichkeit verleiht, wird es zwar kein Selbstläufer, zumindest aber ein bisschen leichter.

Deine Story ist nicht gut angekommen oder hat gar keine Resonanz erhalten.

Es genügt eben nicht, nur eine gute Idee zu haben, du musst auch fähig sein, sie mittels einer guten Story zu vermitteln und andere damit anzustecken. Als Konsequenz: Finde heraus, weshalb deine Story nicht funktioniert hat und lerne, es beim nächsten Mal besser zu machen. Eine gute Geschichte hat einen klaren Standpunkt und ist glaubwürdig, stimmig, überzeugend und durchdacht, sie berührt die relevanten Emotionen und kommt im entscheidenden Moment direkt auf den schmerzenden Punkt. Und was oft übersehen wird: Gute Rhetorik allein reicht nicht. Bewaffne dich mit Zahlen, Daten und Fakten, damit du ein Fundament für deine Idee hast.

Du hast es versäumt, dir Verbündete zu suchen.

Es ist ziemlich einfach, einzelne Personen, die auf eigene Faust unterwegs sind, mit ihren Ideen zu marginalisieren. Eine ganz andere Sache ist es, wenn du Verbündete hast. Dann verwandelt sich individuelle Autorität in kollektive Autorität. Als Konsequenz: Beginne mögliche Partner zu identifizieren und zu aktivieren und dann dieses Netzwerk zu pflegen. Diese Fragen können helfen: Wer befindet sich bereits auf deiner Linie? Wer würde deinem Standpunkt naturgemäß Sympathien entgegenbringen? Gibt es bereits Initiativen im Unternehmen, die du für deine Zwecke nutzen könntest? Welche sozialen Medien intern und extern könntest du nutzen? Um es mit Gary Hamel zu sagen: „Es ist einfach, einen Fasan abzuschießen, aber es ist schon etwas schwieriger, einen ganzen Schwarm vom Himmel zu holen.“

Lieber harmonisch?

Veränderungen passieren immer dann, wenn Menschen aufstehen, sich ein Herz fassen und loslegen, wenn sie Mut und Geduld haben und wenn sie ihr Hirn einschalten, um neue Ideen nicht mit dem Holzhammer, sondern mit Klugheit und Geschick voranzubringen.

Ja, das ist anstrengend. Es braucht Hartnäckigkeit, Ausdauer und Durchsetzungskraft. Denn auf dem Weg gibt es Sackgassen, Irrtümer, Komfortzonenbewohner, Denkbürokraten und Vorrechte-Verteidiger, die sich der neuen Idee und der damit einhergehenden Veränderung in den Weg stellen. Das gehört einfach dazu.

So richtig schwer wird es dann, wenn du die Ablehnung scheust. Wenn du dem Konflikt aus dem Weg gehst. Weil du es lieber gern harmonisch und ohne Widerstand hättest …

Das ist menschlich. Aber in Harmonie und ohne jeden Widerstand etwas Substanzielles verändern? Vergiss es! – Sieh es besser so: Ohne die Überwindung des Widerstands wäre die Veränderung nur halb so viel wert.