Taetigkeiten ohne Dividende? Weg dam

Ohne Dividende läuft nichts

Da flattert eine Anfrage herein: Kein Vortrag, ich sollte ein Seminar halten. Auf einem Kreuzfahrtschiff. Eine sehr attraktive Anfrage. Was mache ich? Klar, ich sage: Nein!

Warum?

Weil ich schon vor Jahren beschlossen habe, keine Seminare mehr zu machen. Das war eine Entscheidung, die mir nicht ganz leicht gefallen ist. Ich hatte bis dahin Seminare für große Seminarveranstalter gehalten. Und die Seminarorte waren oft auch inspirierend und haben an schönen Orten stattgefunden. Die Formate waren zudem eine gute Marketingplattform, die mir neue Zielgruppen erschloss.

Dennoch! Trotz all dieser guten Argumente habe ich damals auf mein Bauchgefühl gehört und den Schlussstrich gezogen, um mich auf meine Publikationen und Vortragstätigkeit zu konzentrieren. Für mich fühlten sich die Seminare einfach nicht richtig an. Und das bedeutet: Wenn heute mal wieder eine Anfrage von einem Seminarveranstalter kommt, bleibt meine Antwort konsequent: Nein!

Mein Augenöffner

NEIN zu sagen fällt mir nicht schwer. Warum NEIN eines der wichtigsten Worte überhaupt ist, darüber habe ich gemeinsam mit Peter Kreuz sogar ein ganzes Buch geschrieben. Aber trotzdem hielt sich über all die Jahre des „Neins zu Seminaren“ immer noch eine Stimme im Hinterkopf, die mir einflüsterte: „Aber warum eigentlich? Das Format funktioniert doch. Die Teilnehmerzahlen waren gut, das Feedback ebenfalls …“

Erst kürzlich habe ich nicht nur vom Bauchgefühl her, sondern auch verstandesmäßig so richtig begriffen, warum es absolut stimmig ist, konsequent bei meinem Nein zu bleiben: Nämlich als ich las, dass Dom Price, der Futurist-in-Chief der australischen Software-Schmiede Atlassian zwei Dinge empfiehlt, um ein gelungenes und erfolgreiches Leben zu führen:

1. Alles einstellen, was nicht mehr funktioniert!
2. Alles einstellen, was zwar noch funktioniert, aber KEINE DIVIDENDE mehr zahlt!

Dividende?
Was soll das bedeuten?

Es funktioniert noch, zahlt aber keine Dividende mehr

Der erste Punkt ist einfach, weil offensichtlich: Natürlich sollten wir die Finger von den Dingen lassen, die nicht mehr funktionieren und auch nicht mehr zu reparieren sind. Nur, mal ehrlich: Wie konsequent setzen wir das um? Privat? Beruflich?

Dieser Punkt reduziert sich letztlich auf deine Konsequenz:
–> Der Prozess, der überholt ist und keinen Wert schafft? Weg damit!
–> Das Netzwerktreffen, das du regelmäßig besuchst, das aber zu einem inhaltslosen Debattierclub verkommen ist? Weg damit!
–> Die Geschäftsidee, in die du dich verliebt hast, die aber schon seit drei langen Jahren nicht auf die Beine gekommen ist, und die auch nie auf die Beine kommen wird? Weg damit!

Der zweite Punkt ist die wahre Herausforderung: Wenn etwas durchaus noch funktioniert, aber eben keine Dividende mehr zahlt. Schauen wir uns das mal genauer an:

„Funktionieren“ heißt, dass das Ding nicht defekt ist. Es ist in Betrieb, es läuft. Der Prozess tut exakt, was er tun soll.

„Dividende“ heißt: Das Ding, die Tätigkeit, der Prozess schafft im Ergebnis einen Wert, wie auch immer du diesen definierst. Beispielsweise sichert es den Job, der sich ganz okay anfühlt, in dem du ganz okay funktionierst und der mit einem monatlichen Einkommen entschädigt, das ganz okay ist. Dabei arbeitest du mit Kollegen, die ganz okay sind, an Dingen, die ganz okay sind.

Das Problem: Ganz okay ist zu wenig! Denn in diesem Job kannst du nicht wachsen. Er bringt dich nicht weiter. Er hält dich auf der Stufe, auf der du ohnehin schon bist. Und das ist keine Dividende, für die es sich lohnt zu investieren. Oder anders gesagt: Es gibt andere Tätigkeiten, die dir eine größere Dividende bringen würden. Darum solltest du deine Zeit woanders investieren und nicht in diesen Job!

Klingt das hart? Ja, das ist es auch.

Aber diese Härte macht den Unterschied zwischen „ganz okay“ und dem Funkeln in den Augen.
Du entscheidest!

Vier Kategorien: so mache ich das

Ich habe für mich entschieden. Und habe darum in Abwandlung der Empfehlungen von Dom Price folgende Vorgehensweise für mich entwickelt:

Alle sechs Monate forste ich meinen Kalender durch und identifiziere vier Kategorien von Aktivitäten:

1. Aktivitäten, die ich regelmäßig tue und die ich liebe.
Die bleiben natürlich unangetastet. Beispielsweise das Schreiben und das Reisen.

2. Aktivitäten, die ich gern häufiger in meinem Kalender sehen würde.
Hier stelle ich mir vor allem die Frage: Was könnte ich weglassen, um mehr Zeit dafür zu haben?

3. Aktivitäten, die nicht mehr funktionieren.
Weg damit! Das betrifft beispielsweise das Abhängen vor dem Fernsehen. Für mich ist das ein Freizeitkonzept, das für mich definitiv nicht funktioniert. Deshalb habe ich schon lange den Fernseher abgeschafft und ihn seitdem auch nicht eine Minute vermisst.

4. Aktivitäten, die zwar funktionieren und die in der Vergangenheit vielleicht auch sinnvoll waren, die aber inzwischen keine Dividende mehr zahlen.
So wie eben die Seminare. Solche Tätigkeiten sind am schwierigsten zu behandeln. Wenn es geht: Weg damit! Und wenn das nicht möglich ist: Deutlich reduzieren!

Also: Genau hinschauen. Mutig hinterfragen. Und dann entscheiden: Ist das weiterhin sinnvoll? Oder kann das weg?

„Nur wer sich entscheidet, existiert“ – ein Spruch von Martin Luther, der auch nach 500 Jahren immer noch von allerhöchster Relevanz ist.