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Wandel vorantreiben: Weshalb es ein Mythos ist, dass Menschen keine Veränderung wollen

Die Veränderung krabbelt nicht vorwärts, sie springt. Stichworte: globale Kundenbedürfnisse, neue Geschäftsmodelle und Digitalisierung.

Wenn Mitarbeitende Veränderungsinitiativen skeptisch gegenüber stehen und nicht mit voller Begeisterung mitziehen, dann sieht es oft aus, als seien sie unwillig. Aber ist das tatsächlich so?

Jeder Mensch ist an und für sich willig, sich zu verändern – vorausgesetzt, er sieht in der Veränderung einen Nutzen. Ausgehend von diesem Gedanken haben die Brüder Chip und Dan Heath eins der besten Changemanagement-Bücher der letzten Jahre verfasst: Switch: Veränderungen wagen und dadurch gewinnen!

Mit einer starken Metapher legen sie den Finger in die Wunde und machen deutlich, von welchen Faktoren die Änderung des menschlichen Verhaltens abhängt:

Der Reiter steht für die Ratio, der Elefant für die Emotionen und der Weg für die Umweltbedingungen. Wem es gelingt, gleichzeitig den Reiter zu führen, den Elefanten zu motivieren und den Weg für die beiden freizuräumen, der kann Verhalten wirksam ändern. Die Pfunde gehen runter von den Hüften – und kommen auch nicht mehr drauf. Die Bürokratie löst sich auf – und zwar für immer. Die Mitarbeiter tun plötzlich das, was der Chef von ihnen erwartet – und das auch noch aus freien Stücken.

Klingt utopisch? Ist es nicht. Und zwar aus drei Gründen:

ERSTENS: Was in Veränderungsprozessen wie Widerstand aussieht, ist oft ein Mangel an Klarheit.

Wer seinen Mitarbeitern die Anweisung hinknallt, „endlich mal bessere Qualität in den nächsten Wochen zu liefern“, braucht sich nicht wundern, wenn nichts passiert. Denn „besser“ ist keine Zahl und „in den nächsten Wochen“ keine Zeit. Wir alle brauchen eine unmissverständliche Richtung, eine konkrete Information. Was GENAU ist gemeint?Wie ist es jetzt, ganz konkret, und exakt wie soll es stattdessen sein? So wie in diesem Bild:


Diese Geschwindigkeitsschilder funktionieren deutlich besser als Hinweise wie „Fahre vorsichtig“ oder „Achte auf Kinder“– weil sie jedem Fahrer konkretes und individuelles Feedback geben: „Du fährst 42km/h. Du bist zu schnell. Reduziere deine Geschwindigkeit.“

Wer Veränderung will, muss solche klaren Informationen über Ist und Soll an jeden Mitarbeiter liefern. Klar. Nicht laut, nicht fordernd oder Druck machend!

ZWEITENS: Was in Veränderungsprozessen wie Faulheit aussieht, ist oft Erschöpfung.

„Der Versuch, Trägheit und Gleichgültigkeit mit analytischen Argumenten zu bekämpfen, ist wie einem Ertrinkenden einen Feuerlöscher hinzuhalten. Die Lösung passt nicht zum Problem“, schreiben Dan und Chip Heath. Auch wenn alles für einen Anbieterwechsel spricht, oder die Zahlen Schwarz auf Weiß belegen, dass die bisherige Strategie nicht aufgeht: Der Reiter kann seinen Weg nicht erzwingen. Wer Veränderungen einleiten will, muss daher nicht nur rationale Argumente dafür liefern, sondern auch die Emotionen ansprechen. Also den Elefanten auf die richtige Spur setzen.


Es gibt genügend Gründe, warum es sich lohnt, Fairtrade-Kaffee statt konventionell angebautem Kaffee zu kaufen. Dieser Coffeeshop hält die linkshirnigen Fakten und Argumente ganz bewusst zurück – und appelliert nur an die Emotionen des Betrachters. Wer will da noch den „falschen“ Kaffe trinken?

Wer Mitarbeiter zu einer Verhaltensänderung bewegen will, sollte sich also überlegen, welche negativen Emotionen seine Mitarbeiter vermeiden wollen und welche positiven Emotionen sie gerne hätten – und welches emotionale Bild deutlich macht, inwiefern die gewünschte Verhaltensänderung den Gefühls-Saldo beeinflusst.

DRITTENS: Was in Veränderungsprozessen wie ein personenbezogenes Problem aussieht, ist oft ein Situationsproblem

Menschen denken: „Ich schaff es nicht, ich kann der Versuchung einfach nicht widerstehen… “ Und greifen zu Schokolade und Chips, obwohl sie sich fest vorgenommen haben, abzunehmen. Dabei liegt das Problem häufig in der Umgebung, der Situation. Sprich: Die große Familienpackung mit Frühstücksflocken ruft dem Pummelchen zu „Iss mich!“. Würde im Regal eine kleine Packung stehen, die genau den Tagesbedarf einer Person an Kalorien deckte, wäre es viel leichter, das vernünftige Maß zu halten. Und das Ziel (Wunschgewicht) wäre plötzlich in Reichweite.

Das Verhalten zu verändern ist nicht schwer. Führen Sie den Reiter, reiten Sie den Elefanten und räumen Sie den Weg frei!

Erfolgreiches Changemanagement bedeutet nichts anderes, als „die Umgebung auszutricksen – um das richtige Verhalten ein klein wenig leichter und das falsche Verhalten ein klein wenig schwieriger zu machen.“