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Routine frisst spirit

Routine frisst Spirit – oder: Wie war dein Tag heute?

Von allen Studienfächern hat die Medizin die niedrigsten Abbrecherquoten. – Kein Wunder. Denn die meisten, die Mediziner werden wollen, haben altruistische Motive: Sie wollen Menschen helfen gesund zu werden, Leben retten, etwas tun, das für andere Menschen Bedeutung hat. Auch unter den Berufsanfängern herrscht laut einschlägigen Umfragen Idealismus pur. Junge Ärzte haben sich fast immer mit Leib und Seele ihrem Beruf verschrieben, sind intrinsisch höchst motiviert und stolz auf ihre Profession. Das finden wir großartig!

Desillusionierung pur

Nur leider … die Begeisterung überdauert selten die ersten Berufsjahre. Eine Freundin von uns kann stellvertretend für die typische Entwicklung stehen: Wenn wir heute mit ihr sprechen, mehr als ein Jahrzehnt nach ihrem Start, dann blicken wir in leere Augen. So sieht Desillusionierung aus!

Woran liegt es? Wenn wir nach ihrem typischen Tagesablauf in der Klinik fragen, berichtet sie von wahnwitzig viel Bürokratie, von administrativem Kram, für das man wahrlich kein Medizinwissen braucht, von viel zu viel Zeit am Schreibtisch und viel zu wenig Zeit für die Patienten. Jede Minute am Krankenbett steht unter Zeitdruck.

Wie konnte das nur passieren? Ganz einfach: Schleichend, schrittweise und scheinbar unaufhaltsam. Das was sie früher einmal angetrieben hat, wurde sukzessive zurückgedrängt und aus dem Tagesablauf eliminiert.

C‘est la vie! Wirklich?

Was wir am schlimmsten dabei finden: Sie beklagt sich nicht einmal mehr, sie zuckt nur noch mit den Schultern und seufzt: „So ist das nun mal nach einigen Jahren im Beruf. C‘est la vie. Deal ist Deal. Machen wir uns nichts vor…“

Das ist nicht nur bei Ärzten so. Hör dich einmal um und frage die Menschen in deinem Umfeld. Wir haben das getan: So oder so ähnlich klingt das auch bei Lehrern, Anwälten, Handwerkern, allen möglichen Sorten von Mitarbeitern in Unternehmen und auch bei Kommunalpolitikern. Ausnahmen bestätigen die Regel. Allerorten gilt: Routinearbeit erdrückt den Spirit. Das Funkeln in den Augen kennen viele noch von früher. Aber heute? Schade …

Unser kleines Ritual

Dieses Gefühl kennen wir auch. Es ist wirklich gemein, aber die Routine frisst sich ganz automatisch durch die Begeisterung. Und wenn man sie nicht aktiv zurückdrängt, übernimmt sie das Ruder. Deshalb haben wir im Lauf der Jahre ein kleines Ritual entwickelt, das uns hilft, unseren Kurs nachzujustieren:

Unser Buch „Alles, außer gewöhnlich“, das mittlerweile schon ein paar Jährchen alt ist, markiert für uns den Startpunkt unseres bewussten Wegs zum Funkeln in den Augen. Seit damals richten wir unser Augenmerk konsequent auf das, was für uns selbst UND für andere Bedeutung hat. Wir setzen uns immer mal wieder gemeinsam hin und blättern in dem Buch herum, lesen uns irgendwo fest. Es ist schon irgendwie komisch, wieder und wieder im eigenen Buch zu lesen – aber es hilft uns einfach, uns zu erinnern: Was hat uns damals angetrieben?

Es zeigt uns auch, wie weit wir uns das eine oder andere mal unbemerkt von diesem Weg entfernt haben. Nostalgie spielt dabei überhaupt keine Rolle! Aber es lässt uns diesen Spirit wieder aufleben, ja, es lässt uns ihn immer wieder aufs Neue entdecken.

Der Spirit von damals

Wie steht es mit dir?
Mal ehrlich!
Wie viel von deinem Idealismus ist noch übrig?

Unser Vorschlag: Entwickle dein eigenes Ritual! Du musst dazu kein Buch schreiben, um darin lesen zu können. Aber du könntest irgendein anderes „Objekt“ finden, das dich an den Beginn deines Weges erinnert. Und dann könntest du dich regelmäßig fragen:

  • Warum habe ich damals diesen Job gewählt?  
  • Was sind die Dinge, die für mich wirklich Bedeutung haben?  
  • Was ist das, was mich inspiriert, wachsen lässt und herausfordert?
  • Hat das irgendeine Relevanz in meiner täglichen Arbeit?  
  • Wenn nein, warum eigentlich nicht? 

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Und noch eine Idee für dich:
Wenn dich jemand fragt, wie es dir geht, dann nimm das zur Abwechslung mal nicht als Begrüßungsfloskel, sondern nimm die Frage ernst. Anstatt zu murmeln „Ganz gut …“, ist das deine Gelegenheit zu einer ehrlichen Antwort für dich selbst: Wie geht es dir wirklich? War der Tag so, wie du es dir zu Beginn deines Berufswegs vorgestellt hattest?

Wir fangen gleich mal an!
Also: Wie war dein Tag heute?