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Open minded - oder offen sein

Radically open-minded

Jede Veränderung braucht Veränderer. Das klingt eigentlich ganz logisch – allerdings hat die Sache einen gewaltigen Haken: Denn vom Grundprinzip sind Organisationen mit ihren Strukturen, Zuständigkeiten und Regeln auf die Bewältigung von Routineaufgaben zugeschnitten. Aber Veränderung ist alles andere als eine Routineaufgabe. Sie durchkreuzt die heilige Ordnung, unterbricht Routinen und sorgt für Unruhe.

Und genau hier liegt das Problem: Menschen, die Veränderung vorantreiben, werden in vielen Organisationen vom Immunsystem abgestoßen. Die Unternehmenskultur bildet institutionelle Antikörper aus, die den Unternehmensorganismus abschirmen und jegliche Veränderung wie einen Virus bekämpfen.

Und so bleibt es beim Weiter-so-wie-bisher. Man hinterfragt nicht. Man macht einfach das, was sich bewährt hat. Weiterentwicklung? Fehlanzeige. Neuland? Bleibt unerschlossen. Wachstum? Ausgeschlossen.

Tatsache ist: Es braucht  immer beides: Routinen einerseits und das bewusste Durchbrechen dieser Routinen andererseits. Deshalb ist es Führungsaufgabe, die Organisation mit Veränderungswillen aufzuheizen. Das ist der Kern einer zukunftsorientierten und Innovationskultur. Und es braucht Bannerträger, die den Veränderungsgeist in die Organisation tragen.

Wenn ich von REBELS AT WORK rede, sind damit genau solche Menschen gemeint.

 

Aufgeschlossen und veränderungsbereit

Ein Organisationsrebell ist kein Anarchist. Es geht ihm nicht darum, Randale zu machen. Er ist vielmehr ein leidenschaftlicher Kämpfer für ein legitimes Ziel. Organisationsrebellen kämpfen also gleichzeitig für sich selbst und für ihre Organisation. Sie sind so etwas wie die loyale Opposition in einer Organisation. Diese Loyalität gilt erst in zweiter Linie einem bestimmten Chef. In erster Linie gilt sie der Zukunft des Organisation.

So unterschiedlich diese Menschen auch sind, es gibt dennoch bemerkenswerte Eigenschaften, die sie gemeinsam haben. Sie sind extrem aufgeschlossen. Und dabei veränderungsbereit. Ich finde, dass der englische Begriff „open-minded“ es eigentlich noch besser trifft. Be radically open-minded!

Warum das heute so wichtig ist? Die Welt ist geprägt von Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität. Angesichts dieser Gemengelage sind Offenheit, Veränderungsbereitschaft und die fortlaufende Anpassung an veränderte Umstände überlebensnotwendig. Je turbulenter das Umfeld, desto unwichtiger ist der Plan und desto wichtiger ist die Bereitschaft, sich auf Kurskorrekturen einzulassen.

 

Radically open-minded – Alles andere als engstirnig

Also, wie „open-minded“ bist du? – Natürlich glauben die meisten Menschen, dass sie aufgeschlossen und veränderungsbereit sind. Aber ist das tatsächlich so? Hier sind ein paar Fingerzeige, die Aufschluss darüber geben, wie es darum tatsächlich bestellt ist:

  • Viele haben, wenn sie ehrlich sind, ein Problem damit, wenn ihre Meinung hinterfragt wird. Gerade in hierarchischen Strukturen ist das ein echter Karrierekiller.

    Radically open-minded bedeutet: Unterschiedliche Meinungen? Kritisches Hinterfragen? Brauchen wir! Denn letztendlich erhöht es die Qualität unserer Entscheidungen.

  • Viele versuchen, in Diskussionen Feststellungen zu machen und ihre Überzeugungen zu platzieren. Sie stellen eher selten offene Fragen.

    Radically open-minded bedeutet: Ich bin mir bewusst, dass ich mit meiner Überzeugung auch daneben liegen könnte. Deshalb bin ich bereit, meine eigenen Positionen zu hinterfragen.

  • Für viele ist es wichtig, verstanden zu werden. Für sie steht weniger im Vordergrund, sich darum zu bemühen, die anderen wirklich zu verstehen.

    Radically open-minded bedeutet: Ich bin bereit, meine Position auch durch die Brille anderer Standpunkte zu betrachten. Und das hebt wiederum die Qualität meiner Entscheidungen.

 

Was, wenn du falsch liegst?

Ich finde, dass diese drei Punkte eine sehr aufschlussreiche Dechiffrierung des Begriffs „radically open-minded“ liefern.

Der erste Schritt:
Wer dieses Prinzip anwenden will, sollte im ersten Schritt ehrlich Bilanz ziehen, wie aufgeschlossen er in seinen verschiedenen Lebensbereichen ist. Dazu bieten sich die drei vorgenannten Fingerzeige zur Selbstreflexion an.

Der zweite Schritt:
Suche nach Menschen, die ebenfalls „radically open-minded“ sind und umgieb dich gezielt mit ihnen. Je mehr solcher Persönlichkeiten zusammenkommen, desto größer der Einfluss auf die Kultur einer Organisation. In einer solchen Kultur wird Widerspruch nicht als Verrat an der gemeinsamen Sache angesehen, sondern als sehr wichtiger Baustein, um zu lernen und Veränderung voranzutreiben.

Natürlich ist das keine Empfehlung, jeglichen Widerspruch blind zu akzeptieren. Das wäre dumm.

Radically open-minded zu sein heißt nicht, naiv zu sein. Im Gegenteil: Es bedeutet, für andere Blickwinkel, Standpunkte und Argumente offen zu sein, aber gleichzeitig auch nachdrücklich zu sein, denn am Ende sollte dann ja – nach allen unterschiedlichen Argumenten, die gegeneinander abgewogen werden – auch eine Entscheidung stehen!

Eine einfache Frage, die aus meiner Sicht eine grandiose Therapieform gegen Engstirnigkeit ist:

Wenn zwei Menschen sich widersprechen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass einer von beiden falsch liegt.

Was, wenn du es bist?