Niemand tut sich leicht mit Veränderungen. Sie sind uns in der Regel nur sympathisch, wenn sie andere betreffen.
Ja, Veränderung ist mit Verletzlichkeit verbunden. Das macht es so herausfordernd. Das neue Terrain ist unsicher und die neuen Regeln sind unbekannt. Die Ungewissheit und die damit verbundenen Ängste sind oftmals der Grund, warum wir die Flucht ergreifen und uns wünschen, dass die Sache mit dem Wandel uns bitte verschonen möge.
Lieber im sicheren Hafen bleiben, als sich in die offenen Wellen des Lebens hinauszuwagen. Diese Abwehrhaltung ist beinahe in jede Entwicklungsphase eingebacken. Der Archetyp des Schwellenhüters ist sehr wirkungsmächtig.
Aber dennoch: Die Veränderung ist da. Ob uns das nun passt oder nicht. Es macht fast den Eindruck, als würde sich die Gegenwart überstürzen. Die Frequenz der Veränderungen auf den Märkten wird immer schwerer einzuschätzen. Diese hohe Taktzahl war vor einigen Jahren in dieser Form eher unbekannt.
Das zwingt Organisationen und Menschen dazu, Veränderung als das neue Normal zu akzeptieren. Aber wie gelingt es, die Köpfe und Herzen der Menschen dafür zu öffnen?
Reisen ist weise
Die TeamBank AG aus Nürnberg hat dazu eine interessante Vorgehensweise gewählt. Jeder Mitarbeitende, der besonders weit über den engen Tellerrand des gegenwärtigen Jobs hinausschauen will, der soll schauen. Jeder, der die Welt jenseits der ausgetrampelten Pfade erkunden will, der soll erkunden. Jeder, der erforschen will, was andere in anderen Unternehmen, in anderen Ländern, in anderen Branchen anders machen, der soll forschen. Und wie? Indem er eine Learning Journey unternimmt.
Die Idee: Mitarbeiter verlassen für einen begrenzten Zeitraum den gewohnten Arbeitsalltag und besuchen fremde Orte, Regionen und Länder, lernen neue Arbeitspraktiken kennen, sammeln Lebenserfahrung. Alleine oder zu zweit, für zwei Wochen. Aber nicht im Sinne von Urlaub und Zeitvertreib! Ziel ist es, das Unternehmen mit dem Blick aus der Ferne unter folgender Fragestellung zu betrachten: Bezogen auf meine Verantwortung bei der TeamBank – Welche Ansätze und Ideen gibt es, die uns unserer Vision näher bringt?
Learning Journey: Wer sich auf den Weg machen darf
Im Learning-Journey-Blog im Intranet berichten die Gewinner über ihre Erfahrungen und Erkenntnisse. Alle sind eingeladen, sich über den Blog mit den Reisenden auszutauschen. So bietet die Reise nicht nur den Reisenden, sondern allen die Chance, Ansätze und Ideen für den eigenen Verantwortungsbereich aus den Reiseerfahrungen abzuleiten.
Natürlich kann nicht einfach jeder losrennen, der gerade Lust hat, sondern es läuft in diesen drei Schritten:
- Schritt 1 – Ein Mitarbeitender erstellt ein Reisekonzept: Das Konzept beinhaltet Infos über das Thema der Reise, die Unternehmen, die besucht und die Inhaltsschwerpunkte, die betrachtet werden sollen. Bis zu 14 Tage und 10.000 Euro dürfen für das Konzept dabei eingeplant werden.
- Schritt 2 – Alle Mitarbeitenden stimmen einmal im Jahr über die besten Konzepte ab.
- Schritt 3 – Die drei Konzepte mit den meisten Stimmen gehen an den Start.
Learning Journey: Auf zu neuen Horizonten!
Das so zu organisieren ist eine Möglichkeit unter vielen. Überleg doch mal, wie du das Prinzip auf dein Unternehmen übertragen kannst. Der Kern der Idee ist, nicht erst auf die Disruption von außen zu warten, sondern selbst aktiv zu werden und die notwendigen oder die gewinnbringenden Veränderungen im Unternehmen anzustoßen: Aktiv schlägt reaktiv.
Aktiv heißt: Durch den wachen Blick auf andere Länder, andere Unternehmen, andere Beispiele Schlüsse zu ziehen, den Menschen in der Organisation die Möglichkeit zu geben, die Punkte miteinander zu verbinden, neue Ideen zu entwickeln und die Schlussfolgerungen in konkretes Handeln zu übersetzen.
Wohin würde deine Reise führen?
Und das können die Menschen im Unternehmen nur, wenn sie einen offenen Geist kultivieren. Ein sehr guter Weg, um diesen offenen Geist zu kultivieren, ist das Reisen.
Reisen bildet, öffnet die Augen, holt aus der Komfortzone und eröffnet neue Horizonte. Wenn wir es zulassen. Für uns selbst und für andere. Die Frage ist: Lassen wir es zu?
Wie würde deine Learning Journey aussehen?
Wohin würde deine Reise dich führen?