Eine ganze Reihe mutiger und hellwacher Unternehmer hatte präsentiert. Toller Kongress! Worum ging‘s? Um Strategien für das digitale Zeitalter. Um kluge Ideen, interessante Versuche, mutige Strategien, unvermeidliche Fehlschläge und wichtige Erfahrungen in einer sich wandelnden Welt der Wirtschaft. Natürlich hatte niemand fertige Antworten auf die großen Fragen der Zukunft. Aber trotzdem, es war die reine Freude: so viele frische Ideen, Cleverness, Mut, Begeisterung, Experimentierfreude, Versuch und Irrtum, Inspiration, Optimismus und Tatendrang – um Unternehmer mit einer solchen Denkhaltung ist uns nicht bange!
Dann kam das Schwergewicht der Veranstaltung ans Mikro – und walzte die Stimmung innerhalb von zwei Minuten platt. Der Vorstand des Konzerns, der für seine Online-Strategie das meiste Geld von allen Teilnehmern zur Verfügung hatte und über die meiste Manpower verfügte. Er sagte nur ein, zwei Sätze und die Raumtemperatur sank innerhalb von Sekunden um gefühlte zehn Grad.
„Meine sehr verehrten Damen und Herren, auch wir müssen darauf reagieren, dass leider immer mehr Kunden die bewährten Vertriebswege meiden und online kaufen…“
Was folgte war: Lamento, Gejammer, Sorgen, Zukunftsangst, Ratlosigkeit, Schuldzuweisung, Verlustangst … der Mann hatte das Talent, seine Sorgenfalten mit einem klagenden Tonfall zu verbinden und die Bedrohungsszenarien durch das Internet so auszumalen, dass daraus eine fulminante Trauerrede wurde.
Growth Mindset und Fixed Mindset – ihr wählt!
Was für ein Wahnsinn! Was uns auf diesem Kongress überdeutlich vor Augen geführt wurde: Es gibt Menschen, die packen die heißen Eisen an. Von Fehltritten, Rückschlägen und Umwegen lassen sie sich eben so wenig aufhalten wie von der anfänglichen Unsicherheit. Für sie steht fest: Fortschritt und persönliches Wachstum entstehen durch das eigene Handeln. Es ist genug für alle da, solange wir aktiv sind und die Zukunft bauen. Diese Menschen haben eine Denkhaltung, die man als „Growth Mindset“ bezeichnet. Mit anderen Worten: Fülledenken.
Ganz anders denken Menschen wie der Trauerredner: Fixed Mindset. Jede Veränderung wird als Bedrohung wahrgenommen. Der Status Quo muss verteidigt, der Mangel verwaltet und die begrenzten Güter verteilt werden. Mangeldenken.
Growth Mindset versus Fixed Mindset.
Fülledenken versus Mangeldenken.
Quer durch alle Branchen haben zu viele Menschen einen Fixed Mindset und zu wenige einen Growth Mindset. Um das zu sehen, muss man kein Analyst sein. Es genügt, in Unternehmen herumzukommen und sich mit den Leuten zu unterhalten. Wir müssen nur unserem Publikum zuhören, das uns fast täglich vom Kampf gegen die Abwehrschlachten der Bewahrer berichtet.
Damit bremsen wir den Fortschritt aus und vertun unsere Chancen. Aber gleichzeitig es ist auch völlig normal, dass das Fülledenken in der Minderheit ist. Das ist in jeder Gruppierung der Welt so. Es sind immer nur wenige, die die Dinge vorantreiben. Und klar ist auch: Nicht alle Menschen brauchen einen Growth Mindset. Es muss nicht einmal die Hälfte der Gesellschaft aus der Fülle heraus denken. Um wichtige Dinge voranzutreiben, genügt eine kritische Masse. Wenn nur jeder Zehnte den Growth Mindset hätte, dann würde das genügen, um unsere Organisationen radikal zu erneuern und die Gesellschaft zu verändern. Zehn Prozent!
Unsere Frage ist: Wie schaffen wir es, dass zumindest jeder Zehnte begreift, dass wir keine Opfer der Umstände sind, sondern die Welt gestalten können?
Growth Mindset oder Fixed Mindset?
Fülle oder Mangel?
Wir haben die Wahl!