Storytelling? Ein wunderschönes Orchideenthema, bestens geeignet für Managementmagazine, Blogs und Co. Bloß: Am Ende zählt das, was unterm Strich bleibt, die Kundenbeziehung, die Verkaufszahlen, die wirklich gelebte Kundenorientierung…
…denken viele und dachten wir auch, als wir für eine Führungskräftetagung zu Gast bei einem Mittelständler waren. Ein Mittelständler mit Stil. Der Chef holt uns persönlich am Empfang ab und führt uns erstmal durchs Unternehmen. In einer Ecke fällt uns ein kleines Fotoshooting auf. Ein junger Mann hält gut gelaunt ein Kabel in die Kamera, eine Frau drückt auf den Auslöser. Drumherum stehen noch drei weitere Mitarbeiter. Wir fragen den Chef, was es damit auf sich hat.
Alltagshelden im Unternehmen
Er erzählt: Vor ein paar Tagen war ein Kunde aus dem Ausland im Haus. Erschrocken hatte der festgestellt, dass sein Handy-Akku fast leer war – und er das Ladekabel zu Hause vergessen hatte. Na, was soll’s … Der junge Mitarbeiter, der da gerade fotografiert wird, war plötzlich verschwunden und tauchte eine Dreiviertelstunde später wieder auf. Ohne dass auch nur irgendjemand etwas gesagt oder verlangt hätte, hatte er sich ins Auto gesetzt und das passende Ladekabel besorgt. Der Kunde war vollkommen verblüfft und dankbar bis über beiden Ohren. Eine kleine Heldentat!
Aha, und daher nun das Foto. Der Chef fährt fort: „Das ist nur eine von vielen Geschichten. Wir suchen systematisch nach den Dingen, die richtig gut funktionieren und sammeln sie.“
Konkret bedeutet das, dass solche Geschichten wie die von dem Handykabel dokumentiert und im Unternehmen publik gemacht werden. Ja, das Unternehmen hat sogar ein Handbuch erstellt, das aus lauter gesammelten Geschichten über Alltagshelden besteht, und das laufend ergänzt wird.
Klasse!
Jeder im Unternehmen kennt diese Geschichten. Der Stolz und die Kultur des Unternehmens gründen nicht auf Verhaltensregeln oder Vorgaben, sondern auf einer ganzen Saga von Geschichten über Alltagshelden, die zeigen, wie man hier im Idealfall mit Kunden, Partnern und Kollegen umgeht. Der Effekt: Kundenorientierung, Verantwortungsübernahme, Engagement!
Storytelling kann zu zählbaren Ergebnissen führen
So wurde aus der scheinbar butterweichen Idee „Geschichten sammeln und erzählen“ eine Managementpraxis mit harten, zählbaren Ergebnissen. Wir sind begeistert!
– Handlungsfreiraum statt Vorgaben!
– Zeigen, was super funktioniert statt kritisieren, was nicht funktioniert!
– Wahre Geschichten statt Regeln!
– Helden als Vorbilder statt Anordnungen!
So können wir eine Kultur prägen, ja, so können wir ein Team in den Wind drehen!
P.S. Mehr zu Querdenkern, Veränderern und Rebels at Work im Scheinwerferlicht erfährst du im Beitrag „Chefsache: Rebels at Work, Vorbilder und Geschichten“