Wir entstammen einer durch die Sesamstraße geprägten Generation. Darum wissen wir sehr gut: Wer, wie, was, wieso, weshalb, warum – wer nicht fragt, bleibt dumm. Wir haben diese Wahrheit mit der Muttermilch aufgenommen. Es wundert uns darum nicht, dass es heutzutage als politisch äußerst korrekt gilt, mit bedeutungsschwerem Tremolo in der Stimme zu konstatieren: „ Dumme Fragen gibt es nicht! Dumm ist nur, wer nicht fragt! “
Wir sind anderer Meinung …
Amen. Aber auch wenn der moralische Zeigefinger, der sich hinter dieser Aussage verbirgt, uns ganz schön einschüchtert: Wir geben freimütig zu, dass wir völlig anderer Meinung sind:
Es gibt sie noch, die dummen Fragen!
Ja, doch, es gibt Situationen, in denen die eine oder andere Frage im jeweiligen Kontext, sagen wir, deplaziert rüberkommt. Oder wo vielleicht ein dezentes Schweigen ein Stückchen weiser gewesen wäre … Und manchmal ist der Zugang zur Hinregion des gesunden Menschenverstandes eben versperrt und letzterer nicht konsultierbar. Nicht schlimm. Aber eben doch bisweilen ganz schön bescheuert.
… und wir können es beweisen – Vorhang auf für dumme Fragen
Dumme Fragen? Au weia, natürlich haben wir uns damit moralisch entblößt und uns selbst die Beweislast aufgehalst. Also, hier ein paar Beispiele:
Rubrik 1: Die Kann-es-noch-ein-bisschen-unspezifischer-sein-Frage
„Meine Mitarbeiter sind unmotiviert, was soll ich tun?“ – Oh. Wie wäre es, Geldscheine regnen zu lassen? Oder gebt ihnen einfach so lange frei, bis sie wieder motiviert sind.
„Ich bin unglücklich im Job, was soll ich machen?“ – Vielleicht Lachyoga?
Rubrik 2: Die Wer-lesen-kann-ist-klar-im-Vorteil-Frage
Eine Frau macht bei unserer Ärzte-ohne-Grenzen-Aktion mit. Wir schreiben ihr, dass wir unser Buch fünf Wochen vor dem offiziellen Verkaufsstart an die von ihr angegebene Adresse versenden werden. Sie beschwert sich sechs Wochen (!) vorher bitterlich, warum sie das Buch noch nicht hat. Tja. Treffer. Versenkt.
Auf der Kontaktseite unserer Website stand lange Zeit: „Wir machen keine Coachings. Kein Training. Keine Seminare“ Jemand schreibt uns, bezugnehmend auf die Website: Machen Sie auch ein Einzelcoaching? – Da kommt uns Robert Was-bin-ich-Lemke in den Sinn: Welches Schweinderl hätten‘s gern?
Rubrik 3: Die Wir-kennen-zwar-die-Antwort-aber-trotzdem-gut-dass-wir-diese-Frage-auch-noch-gestellt-haben-Frage
Im Bewerbungsgespräch: „Was sind ihre Schwächen“ – Haha, darauf hat der Bewerber gewartet. Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: „Ich bin manchmal zu ungeduldig.“ Alternativ: „Manchmal bin ich einfach zu perfektionistisch.“ Welche der beiden Antworten ist es? Überraschung!
Rubrik 4: Die Eigentlich-hätte-das-klar-sein-können-Frage
Im Flugzeug von Hamburg nach Frankfurt. Frage des Sitznachbarn: „Ach, auch auf dem Weg nach Frankfurt?“ – Ahem, schwierige Frage … vielleicht so: „Nein, nein, ich steige über Hannover um. Wecken Sie mich, wenn wir dort sind, bitte?“ Oder: „Nö, ich wurde als Ballast engagiert und fliege mit der gleichen Maschine wieder zurück.“
Anruf um Mitternacht. Peter wankt zum Telefon und meldet sich. Frage des Anrufers „Ach, stör ich?“ – Peter: „Äh? Nö, kein Problem. Ich musste sowieso gerade aufstehen. Das Telefon hat nämlich geklingelt …“