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Erlernte Hilflosigkeit Regeln Gesetze

Erlernte Hilflosigkeit

„Ja, volle Übereinstimmung! Sie haben mir aus dem Herzen gesprochen!“ – Der Vertriebsleiter des großen Konzerns, der uns für einen Vortrag engagiert hatte, war aufgewühlt: „Wir verschenken so viel Potenzial, weil wir uns nicht trauen, die ausgetrampelten Pfade zu verlassen! Das müssen wir ändern!“ (kurzes nachdenkliches Innehalten) Und dann … ja, dann kam das, was wir häufig, allzu häufig hören. Und zwar quer durch alle Branchen:

„Das ist doch Wahnsinn. Die neuen Wettbewerber sind viel agiler und unkonventioneller als wir … die probieren einfach mal Dinge aus … nur … na, Sie wissen ja, wie das bei uns ist. Wir sind eben ein Konzern. Wir sind börsennotiert. Ich sage nur: Corporate Compliance …“ (genervtes Augenrollen) „… Da bleibt kein Freiraum. Wie eine Zwangsjacke. Regeln. Vorschriften. Ich würde wahnsinnig gerne so vieles ändern …“ (resigniertes Schulterzucken, hilfloses Augenbrauenheben) „… aber es geht nicht.“ – Erlernte Hilflosigkeit vom Feinsten.

Müssen oder sollen? – Ein gravierender Unterschied

Okay, wir können diesen Vertriebsleiter und auch all die anderen, die uns ähnliches berichtet haben, sehr gut verstehen. Denn es stimmt ja: Da gibt es 735.568 Richtlinien, die peinlich genau einzuhalten sind. Und das gilt nicht nur für Großkonzerne. Genehmigungsprozeduren. Monatsberichte. Prüfverfahren. Messgrößen. Entscheidungsfindungsprozesse. Jours Fixes. Und so weiter. Lauter fixierte Routinen, Regeln und Vorschriften. Ja, die existieren wirklich. Das ist so.

Aber heißt das wirklich, dass ihr nichts ändern könnt? Stimmt es wirklich, dass ihr all diese Dinge tun MÜSST? Oder SOLLT ihr sie nur tun? – Und genau das ist der entscheidende Punkt: müssen oder sollen, das ist ein himmelweiter Unterschied!

Wir glauben felsenfest, dass ihr beides habt:

A) Einerseits branchenweite Naturgesetze und unternehmensrelevante Gesetzestafeln, die Moses vom Berg Sinai mit heruntergebracht hat. Daran würden wir euch nicht raten zu rütteln!

B) Andererseits gibt es aber auch jede Menge Vorschriften, die bei genauerem Hinsehen nichts weiter als selbstgemachte Hausregeln sind. Und die sind per Definition im Hause änderbar. Sie fühlen sich zwar an wie MUSS-Regeln, sind aber nur SOLL-Regeln.

Regeln und erlernte Hilflosigkeit

Wenn ihr diese als Gesetze getarnten Hausregeln nicht ab und zu in Frage stellt, leidet ihr unter der vom Psychologen Martin Seligman so genannten „Erlernten Hilflosigkeit“ – Man hat euch mal gesagt: Das ist so! Also habt ihr das übernommen und damit euch selbst limitiert. Allerdings ist das nach einiger Zeit ja auch eine bequeme Ausflucht, die euch davon entbindet, die so heftig kritisierten Zustände zu ändern, weil es scheinbar „nicht geht“.

Aber natürlich geht es!

Weil es einfach nur zum Heulen ist, wie viel Potenzial in all den bürokratisch erstarrten Organisationen verschenkt wird! Weil genau das früher oder später vom Markt bestraft wird! Erlernte Hilflosigkeit macht blind.

Und wer sich damit nicht abfinden will, der kann etwas tun. Ganz einfach!

1. Erstellt euch eine Liste, in die ihr sämtliche Regeln, Prozeduren, Berichte, Verfahren, Größen und Prozesse eintragt, denen ihr in eurem Arbeitsalltag glaubt folgen zu müssen.

2. Hinterfragt jeden Punkt auf der Liste: Nehmt zwei verschiedenfarbige Textmarker und streicht alle MUSS-Gesetze in der ersten Farbe und alle SOLL-Hausregeln in der zweiten Farbe an.

Wir würden wetten, dass die zweite Farbe häufiger vorkommt!

So und dann braucht ihr nur noch den Mut, euch eine erste Hausregel vorzunehmen, sie zu ändern und stattdessen etwas anders zu machen – um euch den Gegenbeweis zu erbringen, einen Quick Win: Dass es eben doch geht!

Jetzt!