Treten Sie nicht auf die Bremse

Das wahre Problem ist nicht, was die meisten denken

Wenn Unternehmen in Schwierigkeiten geraten, gibt es eines, was sie sofort tun können. Etwas, wozu ihnen jeder Berater, jeder Banker, jeder gute Freund sofort rät: Kosten runter! Hier sind drei Beispiele dafür, was passiert, wenn Unternehmen auf die Bremse treten:

3 Beispiele, warum du nicht am Einsatz sparen solltest

Das erste: Bei uns im Ort gibt es eine Bäckerei, der es nicht besonders gut geht. Wo ansetzen? – Was den Betreibern ins Auge fiel: Am Ende des Tages bleibt immer Ware übrig. Ausschuss. Verschwendung. Also wurde das Sortiment reduziert. Doch das war die Geburtsstunde eines neuen Problems: Die Auswahl ist nun für die Kunden bereits am Vormittag gering. Und nachmittags gibt es nur noch Reste zu kaufen. Dort einzukaufen macht keinen Spaß. Dort zu verkaufen macht ebenfalls keinen Spaß: Die netten Verkäuferinnen sind schon weg, die gleichgültigen Erfüllungsgehilfen sind noch da. Jetzt macht es noch weniger Freude, Kunde dieses Bäckers zu sein. Der Umsatz sinkt. Das Sortiment wird noch weiter eingeschränkt. Am letzten Tag vor der Pleite wird es dort wahrscheinlich nur noch drei trockene Brötchen geben.

Das zweite: Unser Telekomanbieter kämpft mit neuen Wettbewerbern und muss dabei Federn lassen. Das drückt die Zahlen. Wo ansetzen? – Beim Service könnte man ja noch kürzen! Wo Kunden früher noch jemanden persönlich erreichen konnten, wenn es ein Problem gab, gibt es heute nur noch ein Callcenter mit langen Wartezeiten. Falls sie durchkommen, wird ihre Beschwerde immerhin noch aufgenommen. Und dann passiert erstmal tagelang nichts: „Die Techniker haben so viel zu tun“. Also wieder anrufen, wieder warten, und so weiter und so fort. Wir haben gekündigt. Andere Kunden auch.

Das dritte: Der Bootsbauer, der unsere mittlerweile 25 Jahre alte Segelyacht gebaut hat, war einstmals die Premium-Marke der Branche. Die besten Boote, die besten Materialien, die besten Details. Selbst 30 Jahre alte Yachten werden heute noch oft zum damaligen Kaufpreis gehandelt. Doch seit einigen Jahren leidet das Unternehmen unter neuen Wettbewerbern aus Osteuropa, die billiger produzieren. Die Kunden wurden weniger. Wo ansetzen? – Der Bootsbauer dachte sich: Na, ja, ich könnte doch sparen. Hier billigere Teile nehmen, dort etwas weglassen etc. Die Folge: Die Qualität leidet und in der gesamten Szene spricht man darüber. Der Marktwert der neueren Boote sinkt. Der Qualitätsabstand zu Wettbewerbern schrumpft. Immer weniger Kunden wollen die Boote. Also wird noch mehr billiger gemacht, um noch mehr zu sparen …

Setz dich an das Lenkrad statt auf die Bremse zu treten!

Tatsache aber ist: man kann sich nicht zum Erfolg sparen! Und trotzdem versuchen viele genau das. Sie ducken sich und hoffen, dass die Krise nur eine vorübergehende Erscheinung ist, die sie im Überwinterungs- und Reduktionsmodus aussitzen können. Es ist ein Reflex – der schnurstracks in die Abwärtsspirale führt. Irgendwann ist kein Fleisch mehr am Knochen. Da hilft dann auch keine Neuauflage des Sparprogramms!

Wer die Richtung bestimmen will, muss am Lenkrad sitzen, nicht auf der Bremse.

Deshalb ist es unserer Überzeugung nach klüger, sehr früh in einer Krisensituation zu reagieren und JETZT Veränderung selbst aktiv voranzutreiben. Solange noch genügend Umsatz, Ertrag, Kunden und noch Leben vorhanden sind. JETZT ist die Zeit, um neue Produkte, neue Dienstleistungen oder ein neues Geschäftsmodell zum Leben zu erwecken. JETZT, wo bei Mitarbeitern und Kunden noch Vertrauen da ist.

Lenken statt bremsen gilt nicht nur für Unternehmen

Übrigens, hier gibt es noch einen wichtigen Dreh: Nicht nur Unternehmen, auch Menschen verhalten sich so.

Wie viele Menschen, die ihren aktuellen Job oder ihren Chef nicht mögen, ducken sich weg und reduzieren ihren Einsatz! Die Situation wird dadurch nicht besser, der Chef wird dadurch nicht besser. Also fahren sie das Engagement schrittweise immer weiter zurück, machen Dienst nach Vorschrift, während das Arbeiten immer demotivierender wird. Am Ende haben sie innerlich aufgegeben und halten lediglich noch die Hoffnung am glimmen, dass die Zeiten irgendwann wieder besser werden. Aber in 99 Prozent der Fälle wird gar nichts besser! Die Teufelsspirale saugt sie immer tiefer in die Arbeitshölle hinein.

Wir können uns nicht zum Erfolg schrumpfen!